Deutsche Tageszeitung - Kreml lehnt Kommentar zu neuen Enthüllungen im Fall Skripal ab

Kreml lehnt Kommentar zu neuen Enthüllungen im Fall Skripal ab


Kreml lehnt Kommentar zu neuen Enthüllungen im Fall Skripal ab
Kreml lehnt Kommentar zu neuen Enthüllungen im Fall Skripal ab / Foto: ©

Nach den jüngsten Enthüllungen zum Giftanschlag auf den ehemaligen russischen Doppelagenten Sergej Skripal in Großbritannien gibt sich Moskau äußerst wortkarg. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte am Mittwoch zu Erkenntnissen, wonach der russische Staatschef und Diktator Wladimir Putin einen der beiden russischen Verdächtigen mit einem hohen Orden ausgezeichnet haben soll, dazu werde er nicht Stellung nehmen. Russland werde dem nicht nachgehen und habe von der britischen Seite auch "keinen offiziellen Auftrag" dazu.

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Das britische Recherchenetzwerk Bellingcat deckte nach eigenen Angaben die Identität der beiden verdächtigen Russen auf, die Moskau als Zivilisten bezeichnet hatte. Bei ihnen handelt es sich demnach um Alexander Jewgeniewitsch Mischkin und Anatoli Tschepiga, die beide Agenten des russischen Militärgeheimdienstes GRU sein sollen.

Der Militärarzt Mischkin habe 2014 von Putin persönlich den Ehrentitel "Held der russischen Föderation" erhalten, hatte Bellingcat am Dienstag erklärt. Er sei unter dem Decknamen Alexander Petrow tätig gewesen - unter dem Namen Petrow hatte die britische Polizei nach dem Mann gefahndet.

Mischkins mutmaßlichen Komplizen hatte Bellingcat bereits Ende September als den GRU-Agenten Anatoli Tschepiga identifiziert. Auch er soll die Auszeichnung erhalten haben - möglicherweise ebenfalls von Putin persönlich. Der Kreml hatte bereits zu diesen Rechercheergebnissen keinen Kommentar abgegeben. Allerdings hatte Peskow bestritten, dass Putin den Oberst Tschepiga mit dem Orden "Held der Russischen Föderation" auszeichnete.

Unterdessen berichtete der tschechische staatliche Rundfunksender Radiozurnal am Mittwoch, dass sich Skripal und die beiden mutmaßlichen russischen Agenten im Herbst 2014 zur selben Zeit in Tschechien aufhielten. "Es sieht danach aus, dass die Russen eine Operationseinheit auf die Beine gestellt haben, die Skripal vor dem Mordversuch verfolgte", hieß es bei Radiozurnal unter Berufung auf "vertrauliche" Quellen bei den Geheimdiensten.

Demnach hielt sich Skripal in der zweiten Oktoberhälfte 2014 in Tschechien auf, um tschechischen Offizieren bei der Enttarnung mutmaßlicher russischer Agenten zu helfen. Weder der tschechische Geheimdienst BIS noch die nationale Stelle zur Bekämpfung organisierter Kriminalität wollten sich zu dem Bericht äußern.

Der ehemalige Doppelagent Skripal und seine Tochter Julia waren im März in der südenglischen Stadt Salisbury durch das in der Sowjetunion entwickelte Nervengift Nowitschok schwer verletzt worden und nur knapp dem Tode entronnen.

Die britische Regierung macht den russischen Präsidenten für den Anschlag verantwortlich, der Kreml wies von Anfang an jegliche Verantwortung zurück. Der Giftanschlag auf den ehemaligen Doppelagenten führte zu einer schweren Krise zwischen Russland und dem Westen. Beide Seiten veranlassten die Ausweisung dutzender Diplomaten.  (O.Bulka--DTZ)

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