Deutsche Tageszeitung - Weltklimarat fordert rasches Handeln zur Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad

Weltklimarat fordert rasches Handeln zur Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad


Weltklimarat fordert rasches Handeln zur Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad
Weltklimarat fordert rasches Handeln zur Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad / Foto: ©

Der Weltklimarat IPCC hat ein entschlossenes Handeln angemahnt, um die Erderwärmung noch auf 1,5 Grad zu begrenzen. Notwendig seien "schnelle, weitreichende und beispiellose Änderungen in allen gesellschaftlichen Bereichen", heißt es in einem Sonderbericht des IPCC, der am Montag im südkoreanischen Incheon veröffentlicht wurde. Sollte das 1,5-Grad-Ziel verfehlt werden, drohen den Wissenschaftlern zufolge dramatische Folgen für das Leben auf der Erde.

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In ihrer Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger gehen die 91 Autoren aus 40 der beteiligten 195 Staaten davon aus, dass bereits heute eine Erwärmung von etwa einem Grad im Vergleich zum vorindustriellen Niveau zu verzeichnen ist - mit erheblichen Folgen wie häufigerem Extremwetter, steigendem Meeresspiegel und dem Verschwinden arktischen Meereises.

Während jedoch früher davon ausgegangen wurde, dass bei einer Erwärmung um zwei Grad die Folgen der Erderwärmung noch halbwegs kontrollierbar sein dürften, äußern die Wissenschaftler daran nun deutliche Zweifel und drängen daher auf entschiedeneres Handeln.

"Jede weitere Erwärmung, besonders über 1,5 Grad hinaus, vergrößert die Gefahr langanhaltender oder nicht mehr umkehrbarer Veränderungen wie etwa dem Verlust von Öko-Systemen", erklärte dazu der Ko-Vorsitzende der Arbeitsgruppe II des IPCC, der Kieler Klimaforscher Hans-Otto Pörtner.

Dem Bericht zufolge könnte die 1,5-Grad-Marke bereits 2030 erreicht werden. "Die kommenden Jahre sind vermutlich die wichtigsten in der Menschheitsgeschichte", warnte die IPCC-Wissenschaftlerin Debra Roberts.

Die Kosten für das notwendige Umsteuern wären dem Bericht zufolge mit schätzungsweise 2,1 Billionen Euro weltweit allein im Energiesektor erheblich. Ohne dieses Umsteuern - auch in weiteren Sektoren wie Verkehr und Landwirtschaft - wäre jedoch noch mit weit höheren Kosten zu rechnen.

Der 400-Seiten-Bericht des IPCC stützt sich auf rund 6000 aktuelle wissenschaftliche Beiträge. Neben den 91 Hauptautoren arbeiteten 133 weitere Forscher daran mit. Er dient auch der Vorbereitung auf die UN-Klimakonferenz im Dezember im polnischen Katowice. Der IPCC war 1988 gegründet worden, um weltweit wissenschaftliche Erkenntnisse zum Klimawandel und dessen Folgen zu bündeln und den Regierenden als Grundlage für ihre Entscheidungen zur Verfügung zu stellen.

Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter forderte als Konsequenz aus dem neuen Bericht die Bundesregierung auf, schnellstmöglich die Stromerzeugung aus Kohle zu beenden. "Hitzesommer, Extremwetter, Ernteausfälle - alle Alarmzeichen stehen auf Rot", sagte er der Nachrichtenagentur AFP in Berlin.

Greenpeace-Experte Benjamin Stephan erklärte, der politische Auftrag für die Bundesregierung sei "glasklar": "Es gibt keine Entschuldigung für ein reiches Industrieland wie Deutschland, seine CO2-Bilanz weiterhin mit alten, schmutzigen Kohlekraftwerken zu ruinieren." Laura Weis vom Klimaschutz-Netzwerk 350.org forderte, bis spätestens 2025 müsse der Kohleausstieg in Deutschland abgeschlossen sein.

"Jetzt ist politischer Handlungswille gefordert, um den Ausbau der erneuerbaren Energien für eine saubere Strom- und Wärmeversorgung voranzubringen", erklärte die Präsidentin des Bundesverbands Erneuerbare Energien (BEE), Simone Peter. Der Klimaexperte der Entwicklungsorganisation Care, Sven Harmeling, forderte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) auf, "die Blockade für höhere EU-Klimaziele" umgehend zu beenden. Alles andere laufe auf einen Bruch des Pariser Klimaschutzabkommens hinaus.

(U.Beriyev--DTZ)

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