Taiwan begnadigt mehr als 1200 ehemalige politische Gefangene
Taiwan hat mehr als 1200 Opfer des "Weißen Terrors" unter der Herrschaft des langjährigen Machthabers Chiang Kai-shek amnestiert. "Dieser Tag kommt zu spät, aber spät ist besser als nie", sagte Präsidentin Tsai Ing-wen bei einer Begnadigungszeremonie am Freitag. Die ehemals politisch Verfolgten wurden von jeglichen Vorwürfen freigesprochen, ihre Vorstrafenregister gelöscht.
Tausende Oppositionelle wurden während Chiangs jahrzehntelanger Herrschaft inhaftiert, gefoltert und getötet. Diese Zeit ging als "Weißer Terror" in Taiwans Geschichte ein.
Chiang war der Führer der nationalistischen Kuomintang-Partei, die 1949 im chinesischen Bürgerkrieg den Kommunisten unterlag und vom Festland auf die Insel Taiwan floh. Dort herrschte Chiang bis zu seinem Tod 1975 als Präsident.
Offiziellen Aufzeichnungen zufolge wurde etwa 140.000 Menschen unter Chiangs Herrschaft vor Militärgerichten der Prozess gemacht und 8000 hingerichtet. Viele vermuten, dass die tatsächlichen Zahlen noch höher sind. Die politischen Säuberungen endeten erst nach der Aufhebung des Kriegsrechts durch Chiangs Sohn und Nachfolger Chiang Ching-kuo im Jahr 1987.
Tsais Demokratisch-Progressive Partei (DPP) hat ihre Wurzeln in der politischen Oppositionsbewegung, ehemalige Rebellen sind jetzt Abgeordnete oder hochrangige Behördenvertreter.
Mehr als 10.000 Opfer des "Weißen Terrors" haben sich für eine Begnadigung qualifiziert. Am Freitag wurde dieser Schritt bei den ersten 1270 offiziell vollzogen. Viele von ihnen sind bereits tot. Für sie gilt die Amnestie posthum.
(V.Korablyov--DTZ)