Saudiarabischer Dissident nach Besuch in Konsulat in Istanbul vermisst
Der saudiarabische Regierungskritiker und Journalist Jamal Khashoggi wird nach einem Besuch im Konsulat seines Landes in Istanbul vermisst. Seine Verlobte Hatice A. forderte am Mittwoch umgehend Informationen über den Verbleib des bekannten Kritikers von Saudi-Arabiens Kronprinz Mohammed bin Salman. "Ich habe keine Nachricht von ihm seit gestern 13.00 Uhr. Ich will wissen, wo er ist", sagte die 36-jährige Türkin der Nachrichtenagentur AFP in Istanbul.
"Wir wollen, dass er sicher rauskommt, genauso wie er in die Türkei gekommen ist", sagte A. vor dem Konsulat Saudi-Arabiens in der Bosporus-Metropole, wo sie seit Mittwochmorgen ausharrte. "Ich will baldmöglichst Informationen über ihn." Demnach hatte sie sich mit ihrem Verlobten zu dem Konsulat begeben, um die nötigen Papiere für eine Heirat zu erhalten. So habe Khashoggi einen Nachweis benötigt, dass er nicht verheiratet ist.
Als erstes hatte die "Washington Post", für die Khashoggi Meinungsbeiträge schreibt, über sein Verschwinden berichtet. "Wir konnten Jamal heute nicht erreichen und sind sehr besorgt, wo er sein kann", erklärte der Redakteur Eli Lopez am Dienstag. Es wäre "unfair und empörend, sollte er wegen seiner Arbeit als Journalist und Kommentator verhaftet worden sein". Das US-Außenministerium erklärte, sich um weitere Informationen zu bemühen.
Der frühere Regierungsberater Khashoggi war vergangenes Jahr aus Furcht vor einer Festnahme ins US-Exil gegangen. Er hatte wiederholt die Politik des mächtigen Kronprinzen bin Salman sowie die Militärintervention des saudiarabischen Königreichs im Jemen kritisiert. Bin Salman hat zwar weitreichende wirtschaftliche und gesellschaftliche Reformen eingeleitet, doch geht er mit harter Hand gegen Kritiker und Oppositionelle vor.
Weder die saudiarabische Botschaft, noch die türkischen Behörden äußerten sich am Mittwoch zu den Berichten über das Verschwinden Khashoggis.
(W.Novokshonov--DTZ)