Sánchez ruft Kataloniens Regionalpräsidenten nach Ausschreitungen zur Ordnung
Nach den Ausschreitungen in Barcelona im Zusammenhang mit der Großdemonstration für die Unabhängigkeit Kataloniens hat der spanische Regierungschef Pedro Sánchez den katalanischen Regionalpräsidenten Quim Torra zur Ordnung gerufen. Im Kurzbotschaftendienst Twitter warnte Sánchez Torra am Dienstag davor, "die politische Normalisierung dadurch zu gefährden, dass er die Radikalen dazu ermutigt, Einrichtungen anzugreifen, die alle Katalanen vertreten". Sánchez fügte hinzu: "Gewalt ist keine Lösung."
Ein Jahr nach dem von der Zentralregierung in Madrid verbotenen Unabhängigkeitsreferendum in Katalonien waren am Montag rund 180.000 Menschen für die Abspaltung der Region von Spanien auf die Straße gegangen. Nach der Kundgebung versuchten Demonstranten am Abend die Absperrungen vor dem Regionalparlament in Barcelona zu überwinden und in das Gebäude einzudringen. Vermummte Aktivisten warfen Steine auf Mitglieder der katalanischen Polizeieinheit Mossos d’Esquadra.
Die radikalen Unabhängigkeitsbefürworter pfiffen Torra während der Demonstration aus. Sie werfen ihm vor, der spanischen Zentralregierung nicht genügend Widerstand zu leisten. Der Regionalpräsident begrüßte unterdessen die Aktionen der Komitees zur Verteidigung der Republik (CDR) als Mittel, "Druck zu machen". Hunderte Aktivisten hatten Straßen blockiert und Bahngeleise besetzt.
Der jahrelange Streit um die Abspaltung Kataloniens war vor einem Jahr eskaliert. Das von Madrid untersagte Referendum wurde trotz eines massiven Polizeiaufgebots am 1. Oktober abgehalten; es gab ein Ja zur Unabhängigkeit bei allerdings geringer Beteiligung. Bilder von brutalen Polizeieinsätzen vor den Wahllokalen gingen um die Welt.
Am 27. Oktober rief das katalanische Parlament einseitig die Unabhängigkeit Kataloniens aus. Die spanische Zentralregierung unter dem damaligen konservativen Ministerpräsidenten Mariano Rajoy setzte daraufhin die Regionalregierung ab.
Mehrere katalanische Unabhängigkeitsbefürworter wurden unter anderem wegen "Rebellion" inhaftiert, der damalige Regionalpräsident Carles Puigdemont und mehrere seiner Kabinettsmitglieder flohen ins Ausland.
(A.Nikiforov--DTZ)