Deutsche Tageszeitung - Empören: Ärger um Stinkefinger-Foto mit Macron

Empören: Ärger um Stinkefinger-Foto mit Macron


Empören: Ärger um Stinkefinger-Foto mit Macron
Empören: Ärger um Stinkefinger-Foto mit Macron / Foto: ©

"Empörend", "unverzeihlich": In Frankreich gibt es Ärger um ein Foto von Präsident Emmanuel Macron neben einem jungen Mann mit Stinkefinger. Das Bild von einem Besuch Macrons auf den französischen Antillen sorgte vor allem im rechten Lager für Kritik und wurde bis Montag tausendfach in den Online-Netzwerken geteilt. Der lächelnde Staatschef ist darauf mit zwei jungen Männern mit nacktem Oberkörper zu sehen, von denen einer den ausgestreckten Mittelfinger in die Kamera hält.

Textgröße ändern:

Als "unverzeihlich" brandmarkte die französische Rechtspopulistin Marine Le Pen das Bild, das sie umgehend auf dem Kurzbotschaftendienst Twitter weiterverbreitete. "Wir sind sprachlos vor Empörung", kommentierte sie Macrons Auftritt auf dem französischen Teil der Insel Saint-Martin. "Frankreich hat das sicherlich nicht verdient."

Auch Politiker der größten französischen Oppositionspartei Die Republikaner reagierten mit beißender Kritik. Der Pariser Stadtrat Jean-Jacques Giannesini schrieb auf Twitter, damit sei die Würde des Präsidentenamtes endgültig zunichte gemacht. "Sie ist schön, diese neue Welt", schrieb er unter dem Hashtag #Macron.

Macron selbst versuchte noch vor Ort, die Debatte zu entschärfen. Er liebe "jedes Kind der Republik, egal, welche Dummheiten es begeht", sagte er auf einer Pressekonferenz zum Abschluss seines viertägigen Karibikbesuchs. Er wolle der Jugend helfen und demonstrieren, dass auch Kinder aus schwierigen Verhältnissen eine Chance hätten.

Einer der beiden jungen Männer auf dem Foto sei erst kürzlich aus dem Gefängnis entlassen worden, nachdem er eine Haftstrafe wegen eines Überfalls abgesessen hatte, berichtete Macron. Unter Verweis auf Le Pens Äußerungen warnte er vor einem "Diskurs des Hasses".

Die Aufnahme erregte auf Twitter und Facebook viele Franzosen: "Dieses Foto ist empörend", schrieb ein Nutzer. Die beiden jungen Männer gehörten für ihre Respektlosigkeit bestraft. Andere nahmen den Staatschef ins Visier: "Ein Präsident der Republik, der sich mit Gesindel ablichten lässt", echauffierte sich eine Frau in einer Anspielung auf Ex-Präsident Nicolas Sarkozy, der eingewanderte Vorstadt-Bewohner als "Gesindel" (racaille) bezeichnet hatte.

Andere kritisierten, dass Macron einen verurteilten Kriminellen ohne Hemd und mit tief hängender Hose umarme, während er sich gegenüber rechtschaffenen jungen Menschen respektlos zeige. Für viel Ärger hatte zuletzt die Zurechtweisung des Präsidenten gegenüber einem Arbeitslosen gesorgt, er müsse "nur über die Straße gehen", um einen Job zu finden.

"Ich bin stolz auf meinen Präsidenten", schrieb dagegen eine Bewohnerin von Saint-Martin auf Facebook unter den offiziellen Fotos, die der Elysée-Palast von der Reise verbreitete. Eigentlich wollte Macron mit seinem Besuch eine neue Phase in den Beziehungen zu den Übersee-Gebieten einläuten.

Auf den französischen Antillen leben gut 800.000 Menschen. Dort herrscht eine hohe Arbeitslosigkeit. Verschlechtert wurde die Lage auf Saint-Martin noch durch Hurrikan "Irma", der im September 2017 Schäden in Milliardenhöhe anrichtete. Gut ein Jahr später sind nur rund ein Drittel der beschädigten Gebäude wieder aufgebaut. "Der Staat ist da", versicherte hingegen Macron. Ein Regierungssprecher verwies auf die knapp 500 Millionen Euro, die der Staat in den Wiederaufbau investiert habe.  (A.Nikiforov--DTZ)

Empfohlen

Berlin und Paris fordern von EU Verhandlungen mit London über Asylabkommen

Angesichts der schwierigen Flüchtlingssituation haben Deutschland und Frankreich die EU-Kommission aufgefordert, Verhandlungen über ein Asyl- und Migrationsabkommen mit Großbritannien aufzunehmen. Der Brexit habe "sehr schädliche Auswirkungen auf die Kohärenz unserer Migrationspolitik gehabt", heißt es in einem Schreiben von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) und ihrem französischen Kollegen Gérald Darmanin, das der Nachrichtenagentur AFP am Samstag vorlag. Die EU-Kommission müsse deshalb "rasch einen Entwurf für ein Verhandlungsmandat" für ein Abkommen mit Großbritannien vorlegen.

Umfrage: Mehrheit der Bundesländer offen für teureres Deutschlandticket

Einer Umfrage der "Welt am Sonntag" zufolge ist eine Mehrheit der Bundesländer offen für eine Preiserhöhung beim Deutschlandticket. Die Zeitung berichtete am Samstag über eine eigene Abfrage bei den zuständigen Landesministerien. Demnach plädieren acht davon entweder für eine Preiserhöhung oder halten diese angesichts der gegenwärtigen Finanzierungslage für nicht vermeidbar. Bayern als neuntes Land hatte bereits zuvor eine Anhebung des monatlichen Abo-Preises von 49 auf 64 Euro gefordert.

Erster Urnengang nach Wirtschaftskrise: Sri Lanka wählt einen neuen Präsidenten

In Sri Lanka haben die Menschen am Samstag einen neuen Präsidenten gewählt. Mehr als 17 Millionen Wahlberechtigte waren aufgerufen, ihre Stimme in dem von einer schweren Wirtschaftskrise betroffenen asiatischen Inselstaat abzugeben. Mit den Ergebnissen wird frühestens am Sonntag gerechnet. Es war die ersten Wahl seit den Protesten während der massiven Wirtschaftskrise, die 2022 zum Sturz von Präsident Gotabaya Rajapaksa geführt hatte.

Bericht: Bislang rund 180 unerlaubte Einreiseversuche an Westgrenze festgestellt

Nach Ausweitung der Grenzkontrollen auf alle deutschen Landgrenzen wurden einem Medienbericht zufolge an der Westgrenze bislang 182 unerlaubte Einreiseversuche festgestellt. Dies berichtete die "Welt am Sonntag" am Samstag unter Berufung auf interne Statistiken der Bundespolizeidirektionen. Von diesen bis Donnerstag an den Grenzen zu den Niederlanden, Belgien, Luxemburg und Frankreich registrierten Einreiseversuche wurden demnach hundert mit einer Zurückweisung verhindert - die Menschen also direkt zurückgeschickt.

Textgröße ändern: