Erdogan hebt vor Berlin-Besuch gemeinsame Interessen hervor
Vor seinem Deutschland-Besuch hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan auf gemeinsame Interessen verwiesen und eine engere Zusammenarbeit der beiden Länder vorgeschlagen. Wünschenswert wäre dies zum Beispiel im Hinblick auf die "einseitige und verantwortungsferne Vorgehensweise der amerikanischen Regierung" in der Handelspolitik, schrieb Erdogan in einem Gastbeitrag für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (Donnerstagsausgabe).
Ebenso wichtig für Deutschland wie für die Türkei sei eine "wirkungsvolle Auseinandersetzung mit Islamfeindlichkeit". Erdogan beklagte Rechtsradikalismus und "institutionellen Rassismus", die die "größte Gefahr für die freiheitlich-demokratische Ordnung der EU" seien. Auch in den Beitrittsverhandlungen der Türkei mit der EU sei Islamfeindlichkeit die "größte Hürde".
Zum wiederholten Male machte Erdogan deutlich, dass er von Deutschland ein härteres Vorgehen gegen die kurdische Arbeiterpartei PKK und die Bewegung des im Exil lebenden islamischen Predigers Fethullah Gülen erwarte. Seine Aufforderung kleidete Erdogan in freundliche Worte: Die "deutschen Freunde" könnten sich das "Wohlgefallen des türkischen Volkes" erwerben, wenn sie in dieser Hinsicht "entschiedene Schritte" unternähmen, schrieb er in der Zeitung.
Erdogan macht die Gülen-Bewegung für den gescheiterten Putschversuch gegen ihn vor zwei Jahren verantwortlich. In Deutschland wird die Gülen-Bewegung bisher im Gegensatz zur PKK jedoch nicht als Terrorgruppe eingestuft.
Erdogan kommt am Donnerstag zu einem dreitägigen Staatsbesuch nach Deutschland. Der Präsident landet am Mittag in Berlin und wird Medienberichten zufolge zunächst mit Vertretern von türkischen Nichtregierungsorganisationen und Unternehmen zusammenkommen.
Am Freitagmorgen wird er von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mit militärischen Ehren im Schloss Bellevue empfangen. Am Freitagmittag ist ein erstes Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) geplant. Nach einem Staatsbankett am Freitagabend im Schloss Bellevue wird Erdogan sich am Samstagmorgen zum Frühstück erneut mit Merkel treffen.
Anschließend reist Erdogan weiter nach Köln, wo er im Stadtteil Ehrenfeld die neue Zentralmoschee des Moscheeverbands Ditib einweihen will. In Berlin und Köln sind nach Polizeiangaben mehrere Demonstrationen gegen Erdogan geplant. Die Polizei ist mit mehreren tausend Kräften im Einsatz.
(W.Novokshonov--DTZ)