Politik: Streit um Maaßen lähmte die Arbeit der Bundesregierung
Die SPD-Vizevorsitzende und rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer hat die große Koalition dazu aufgefordert, nach der Einigung im Streit um Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen zur Sacharbeit zurückzukehren. "Die Koalition muss sich jetzt endlich wieder den Sachthemen widmen, denn sie hat noch viel vor" sagte Dreyer nach Information von Deutsche Tageszeitung (DTZ) in einem aktuellen Interview. Besonders dringend sei "eine Lösung in der drängenden Dieselproblematik".
Dreyer nannte die Rücknahme der Beförderung Maaßens eine "wichtige Kurskorrektur, um Vertrauen der Menschen zurückzugewinnen". Die Spitzen der großen Koalition hatten sich am Sonntag darauf geeinigt, dass der bisherige Chef des Inlandsgeheimdienstes Maaßen als Sonderbeauftragter für internationale Fragen ins Bundesinnenministerium wechselt. Innenminister Horst Seehofer (CSU), SPD-Chefin Andrea Nahles und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) korrigierten damit eine Entscheidung vom Dienstag, die eine Beförderung Maaßens zum Staatssekretär vorgesehen hatte und eine Welle der Kritik nach sich zog.
Maaßen war wegen eines Interviews in die Kritik geraten, in dem er die Echtheit eines Videos zu den Ausschreitungen in Chemnitz angezweifelt und zudem bestritten hatte, dass es dort Hetzjagden gab. Auch seine Kontakte zu AfD-Politikern hatten für Irritationen gesorgt.
Bei der von Dreyer angesprochen "Dieselproblematik" gab es am Sonntag zunächst keine Einigung. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) kündigte nach den Beratungen mit Merkel und Vertretern der Automobilindustrie am Abend an, dass es kommende Woche weitere Gespräche geben werde.
Merkel will bis Ende September eine gemeinsame Positionierung der Regierung in der Frage von Hardware-Nachrüstungen für Diesel-Fahrzeuge mit hohem Schadstoff-Ausstoß erreichen. Ziel der Regierung ist es, Fahrverbote wegen des hohen Schadstoffausstoßes von Diesel-Fahrzeugen zu vermeiden.
Scheuer will ebenso wie die meisten Autobauer teure Hardware-Nachrüstungen vermeiden. Bundesumweltministern Svenja Schulze (SPD) sieht das anders. Auch Merkel befürwortet nach DTZ-Informationen inzwischen Hardware-Nachrüstungen. Eine offizielle Bestätigung gibt es dafür aber nicht. (P.Tomczyk--DTZ)