Deutsche Tageszeitung - US-Regierung lehnt Netanjahus Nachkriegsplan für Gazastreifen ab

US-Regierung lehnt Netanjahus Nachkriegsplan für Gazastreifen ab


US-Regierung lehnt Netanjahus Nachkriegsplan für Gazastreifen ab
US-Regierung lehnt Netanjahus Nachkriegsplan für Gazastreifen ab / Foto: © AFP

Die US-Regierung hat dem Nachkriegsplan des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu für den Gazastreifen eine klare Absage erteilt. Für die Zukunft des Palästinensergebiets hätten die USA schon vor Monaten die Prinzipien formuliert, dass dieses "keine Basis für den Terrorismus" sein, es dort "keine israelische Wiederbesetzung geben" und sein Territorium "nicht reduziert" werden dürfte, sagte US-Außenminister Antony Blinken am Freitag bei einem Besuch in Argentinien.

Textgröße ändern:

Blinken sagte auf einer Pressekonferenz in der Hauptstadt Buenos Aires zwar auch, dass er sich mit einer Beurteilung von Netanjahus Plan zurückhalten wolle, da er diesen noch nicht gesehen habe. Doch mit seinen Aussagen widersprach er dem Vorhaben des israelischen Regierungschefs, eine "Sicherheitszone" unter Kontrolle des israelischen Militärs innerhalb des Gazastreifens einzurichten. Diese Zone soll an der Grenze zu Israel liegen.

Netanjahu hatte den Plan am Donnerstagabend seinem Sicherheitskabinett vorgelegt. In dem von der Nachrichtenagentur AFP eingesehenen Dokument heißt es, die Pufferzone innerhalb des Gazastreifens solle bestehen bleiben, "solange daran ein Sicherheitsbedarf besteht". Zudem soll die israelische Armee nach dem Krieg die "unbegrenzte Freiheit" zu Einsätzen im Gazastreifen haben, um das Wiederaufflammen gewalttätiger extremistischer Aktivitäten gegen Israel zu unterbinden.

Der Plan sieht die Auflösung der militanten Palästinenserorganisationen Hamas und Islamischer Dschihad sowie die Freilassung aller noch im Gazastreifen gehaltenen Geiseln vor. Nach dem Krieg soll das Gebiet von "örtlichen Beamten" ohne Verbindung "zu "Ländern oder Einrichtungen, die den Terrorismus unterstützen", verwaltet werden.

Palästinenservertreter wiesen den Plan zurück. Dieser ziele darauf ab, "die israelische Besetzung der Palästinensergebiete zu verstetigen und die Gründung eines Palästinenserstaats zu verhindern", sagte ein Sprecher von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas.

Der hochrangige Hamas-Vertreter Osama Hamdam gab dem Netanjahu-Plan keine Realisierungschance. Der israelische Regierungschef "präsentiert Ideen, von denen er genau weiß, dass sie niemals Erfolg haben werden", sagte Hamdan am Freitag in der libanesischen Hauptstadt Beirut. Die Hamas stellt die Regierung im Gazastreifen, während die Autonomiebehörde im Westjordanland regiert.

Ein Ende des seit viereinhalb Monaten andauernden Gazakriegs zeichnet sich weiterhin nicht ab. Der Krieg war durch den Großangriff der von der EU und den USA als Terrororganisation eingestuften Hamas auf Israel am 7. Oktober ausgelöst worden.

Radikalislamistische Kämpfer verübten dabei Gräueltaten überwiegend an Zivilisten. Israelischen Angaben zufolge wurden etwa 1160 Menschen getötet und rund 250 Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Israelischen Angaben zufolge gibt es noch 130 Geiseln im Gazastreifen, etwa 30 von ihnen sollen allerdings inzwischen tot sein.

Als Reaktion auf den Hamas-Angriff geht Israel seither massiv militärisch im Gazastreifen vor, erklärtes Ziel ist die Zerstörung der Hamas. Nach jüngsten Angaben der Hamas, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden in dem Palästinensergebiet seitdem mehr als 29.500 Menschen getötet.

(U.Kabuchyn--DTZ)

Empfohlen

Frankreich: Mehr als 100.000 Menschen protestieren gegen rechtsgerichteten Premier

In Frankreich haben am Samstag nach Angaben des Innenministeriums mehr als 100.000 Menschen gegen die Ernennung des neuen rechtsgerichteten Premierministers Michel Barnier demonstriert. Allein in Paris waren es demnach 26.000. Aber auch in vielen anderen Städten wie Nantes, Nizza, Marseille und Straßburg gingen die Menschen gegen die Regierungsübernahme durch den 73-jährigen Konservativen auf die Straße. Die Wut der Demonstrierenden richtete sich auch gegen Präsident Emmanuel Macron.

Tausende in Israel demonstrieren erneut für Abkommen für Freilassung der Geiseln

Genau elf Monate nach dem beispiellosen Angriff der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas auf Israel sind dort erneut tausende Menschen für ein Abkommen über eine Waffenruhe im Gazastreifen und die Freilassung aller Geiseln auf die Straße gegangen. Unter den Teilnehmern der Kundgebungen in Tel Aviv, Jerusalem und anderen Städten waren am Samstag auch Angehörige der immer noch im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln.

Niedrige Wahlbeteiligung: Präsidentschaftswahl in Algerien zu Ende gegangen

Nach einer einstündigen Verlängerung ist die Präsidentschaftwahl in Algerien am Samstag zu Ende gegangen. Statt wie geplant um 20.00 Uhr schlossen die Wahllokale in dem nordafrikanischen Land angesichts einer sehr niedrigen Wahlbeteiligung erst um 21.00 Uhr Ortszeit (22.00 Uhr MESZ).

Großdemo für "Freiheit" nach Sperrung des Onlinediensts X in Brasilien

Nach der Sperrung des Onlinedienstes X in Brasilien sind in dem südamerikanischen Land am Samstag tausende Demonstranten auf die Straße gegangen. Die Kundgebung in der Wirtschaftsmetropole São Paulo fand am brasilianischen Unabhängigkeitstag als Gegenveranstaltung zu einer offiziellen Parade in der Hauptstadt Brasília mit dem linksgerichteten Staatschef Luiz Inácio Lula da Silva statt. Dessen rechtsextremer Amtsvorgänger Jair Bolsonaro unterstützte den Protestmarsch in São Paulo.

Textgröße ändern: