Angriff auf Hauptsitz von Libyens staatlichem Ölkonzern
Bewaffnete Männer haben Augenzeugenberichten zufolge den Hauptsitz von Libyens staatlichem Ölkonzern NOC in Tripolis angegriffen. Das Gebäude sei in Brand geraten und von Sicherheitskräften umstellt worden, hieß es in Sicherheitskreisen. "Die Sicherheitskräfte suchen im Gebäude nach Bewaffneten, aber unsere Priorität ist es, die drinnen festsitzenden Zivilisten herauszubekommen", sagte Sprecher Ahmed Ben Salem von der Al-Reeda-Miliz, die in Tripolis als Polizei fungiert.
"Die Situation ist unter Kontrolle", fügte Salem hinzu. Zur Identität der Angreifer konnte er keine Angaben machen. Auf ihrer Facebookseite schrieb Al-Redaa (Abschreckung) von einer "terroristischen" Attacke und bestätigte, "Reste von Selbstmordattentätern" gefunden zu haben. Augenzeugen berichteten von Opfern, eine offizielle Bestätigung blieb zunächst aus.
Die NOC-Zentrale befindet sich unweit der Altstadt von Tripolis. Ein Mitarbeiter des Ölkonzerns erzählte, maskierte Bewaffnete hätten die Wachen in einen Schusswechsel verwickelt und die Firmenzentrale angegriffen. "Ich bin mit anderen Kollegen aus dem Fenster gesprungen und dann haben wir eine Explosion gehört", sagte er. Zunächst bekannte sich niemand zu der Attacke.
Anfang Mai waren bei einem Angriff auf den Sitz der Wahlkommission in Libyen 14 Menschen getötet worden. Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) reklamierte die Attacke für sich.
Die Gewinne aus dem Erdölgeschäft machen 95 Prozent der libyschen Staatseinkünfte aus. Der Ölsektor ist seit dem Sturz des langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi im Herbst 2011 wiederholt Ziel gewalttätiger Angriffe geworden. Ende 2017 erreichte das nordafrikanische Land erstmals wieder eine Erdölförderung von mehr als einer Million Barrel.
Vergangene Woche hatte NOC für 2018 eine Gewinnsteigerung von 80 Prozent im Vergleich zum Vorjahr angekündigt - trotz zwischenzeitlichen Exportstopps wegen Kämpfen im Osten des Landes. Zwei rivalisierende Regierungen sowie zahlreiche bewaffnete Gruppen kämpfen in Libyen um die Macht.
(V.Sørensen--DTZ)