Bolsonaros Söhne übernehmen nach Messerattacke Leitung seines Wahlkampfs
Nach der Messerattacke auf den brasilianischen Präsidentschaftskandidaten Jair Bolsonaro haben zwei seiner Kinder vorerst die Leitung seines Wahlkampfes übernommen. Bolsonaros ältester Sohn Flavio sagte am Samstag vor Journalisten, sein Vater erhole sich nach dem Angriff im Krankenhaus und könne wahrscheinlich bis zur Präsidentschaftswahl am 7. Oktober keine Wahlkampfauftritte auf der Straße mehr absolvieren.
"Aber wir, wir können das", fügte Flavio Bolsonaro mit Blick auf sich und seinen Bruder Eduardo hinzu. Die beiden haben wie ihr Vater eine Politikerkarriere eingeschlagen.
Ein Mann hatte Jair Bolsonaro am Donnerstag bei einem Wahlkampfauftritt in Juiz de Fora im südöstlichen Bundesstaat Minas Gerais mit einem Messer angegriffen und schwer am Bauch verletzt. Der festgenommene Angreifer, der Mitglied der Linkspartei PSOL gewesen sein soll, gab laut Polizei an, "auf Anweisung Gottes" gehandelt zu haben. Er wird nun auf mögliche psychische Probleme hin untersucht.
Die brasilianische Bundespolizei kündigte am Samstag an, die Sicherheitsmaßnahmen für die Präsidentschaftskandidaten zu verstärken. Es würden mehr Beamte für diese Aufgabe abgestellt, hieß es in einer Mitteilung. Eine konkrete Zahl wurde nicht genannt.
Bolsonaro wird mittlerweile im Albert-Einstein-Krankenhaus der brasilianischen Wirtschaftsmetropole São Paulo behandelt. Nach Angaben der Klinik vom Samstag ist der Präsidentschaftskandidat "bei Bewusstsein und in einer guten Verfassung", Fieber oder andere Symptomen einer Infektion seien nicht bei ihm festgestellt worden.
Der Rechtspopulist Bolsonaro wird häufig als "Donald Trump Brasiliens" bezeichnet und fällt immer wieder mit rassistischen, frauenfeindlichen und homophoben Äußerungen auf. Der Ex-Offizier liegt in einer aktuellen Umfrage für die erste Runde der Präsidentschaftswahl vorn. Die Messerattacke könnte ihm weitere Unterstützung bringen.
In der Befragung wurde allerdings nicht der inhaftierte Ex-Präsident Luiz Inácio Lula da Silva von der linksgerichteten Arbeiterpartei berücksichtigt, der bei der Wahl der eigentliche Favorit wäre. Lula sitzt nach einer Verurteilung wegen Korruption und Geldwäsche im Gefängnis und darf nach jetzigem Stand nicht antreten.
(U.Beriyev--DTZ)