Deutsche Tageszeitung - Bildungspolitiker parteiübergreifend besorgt über deutsche Pisa-Ergebnisse

Bildungspolitiker parteiübergreifend besorgt über deutsche Pisa-Ergebnisse


Bildungspolitiker parteiübergreifend besorgt über deutsche Pisa-Ergebnisse
Bildungspolitiker parteiübergreifend besorgt über deutsche Pisa-Ergebnisse / Foto: © AFP/Archiv

Die schlechten Pisa-Ergebnisse deutscher Schülerinnen und Schüler haben unter Bildungspolitikern fraktionsübergreifend Sorge ausgelöst. Die Resultate seien "ein erneutes Warnsignal für unser Bildungssystem", erklärten am Dienstag Grünen-Fraktionschefin Katharina Dröge und die bildungspolitische Sprecherin Nina Stahr. Nicht nur für die persönliche Entwicklung der Kinder und Jugendlichen seien die Daten alarmierend, auch für die Wirtschaft seien sie schlecht.

Textgröße ändern:

Die beiden Grünen-Politikerinnen halten deshalb "eine gemeinsame bildungspolitische Strategie von Bund, Ländern und Kommunen mit gesamtstaatlichen Bildungszielen" für notwendig. Diese müsse unter enger Einbeziehung von Zivilgesellschaft und Wissenschaft erarbeitet werden. Von Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) forderten sie, dass diese den Prozess steuere und sie Beteiligten an einen Tisch bringe.

Die Sprecherin für Bildung der CSU im Bundestag, Katrin Staffler, kritisierte ein "Debakel". Dieses dürfe Stark-Watzinger nicht einfach achselzuckend als neue Normalität zur Kenntnis nehmen. "Ein 'Weiter so' können wir uns nicht leisten." Staffler forderte "endlich eine nationale Kraftanstrengung". Die Ministerin müsse dabei so schnell wie möglich auf ihre Kolleginnen und Kollegen auf Länderebene zugehen und einen gemeinsamen Aktionsplan erarbeiten.

Die bildungspolitische Sprecherin der FDP-Fraktion, Ria Schröder, nennt die Ergebnisse "ein Debakel mit Ansage". Von einem Schock könne keine Rede sein, denn Pisa stehe am Ende einer Reihe von Negativ-Schlagzeilen. Der Abwärtstrend habe sich bereits vor der Coronapandemie abgezeichnet.

Die Verantwortung sieht sie allerdings bei den Ländern - diese müssten "endlich systematisch gegensteuern". Insbesondere Schülerinnen und Schüler, die von ihrem Elternhaus wenig bis gar keine Unterstützung bekommen, brauchten mehr individuelle Förderung.

Scharfe Kritik an der Bildungspolitik insgesamt äußerte die Linke. Deren Sprecherin für Bildung, Nicole Gohlke, bemängelt "Untätigkeit und falsche Prioritätensetzung". Es mangele an politischem Willen und Fähigkeit, endlich strukturell etwas zu ändern. Gohlke fordert unter anderem massive Investitionen, eine Ausbildungsoffensive für mehr Lehrkräfte und Erzieher sowie "ein 100-Milliarden-Euro-Sondervermögen - und zwar sofort".

Die deutschen Schülerinnen und Schüler schnitten in der Pisa-Studie zum internationalen Vergleich von Lernleistungen so schlecht ab wie noch nie. Laut den am Dienstag von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) veröffentlichten Ergebnissen verschlechterten sich die Leistungen in den untersuchten Bereichen Mathematik, Naturwissenschaften und Lesekompetenz deutlich. "Der Handlungsbedarf im Bildungssystem könnte größer nicht sein", erklärte dazu Stark-Watzinger auf X, vormals Twitter.

(P.Vasilyevsky--DTZ)

Empfohlen

Frankreich: Mehr als 100.000 Menschen protestieren gegen rechtsgerichteten Premier

In Frankreich haben am Samstag nach Angaben des Innenministeriums mehr als 100.000 Menschen gegen die Ernennung des neuen rechtsgerichteten Premierministers Michel Barnier demonstriert. Allein in Paris waren es demnach 26.000. Aber auch in vielen anderen Städten wie Nantes, Nizza, Marseille und Straßburg gingen die Menschen gegen die Regierungsübernahme durch den 73-jährigen Konservativen auf die Straße. Die Wut der Demonstrierenden richtete sich auch gegen Präsident Emmanuel Macron.

Tausende in Israel demonstrieren erneut für Abkommen für Freilassung der Geiseln

Genau elf Monate nach dem beispiellosen Angriff der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas auf Israel sind dort erneut tausende Menschen für ein Abkommen über eine Waffenruhe im Gazastreifen und die Freilassung aller Geiseln auf die Straße gegangen. Unter den Teilnehmern der Kundgebungen in Tel Aviv, Jerusalem und anderen Städten waren am Samstag auch Angehörige der immer noch im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln.

Niedrige Wahlbeteiligung: Präsidentschaftswahl in Algerien zu Ende gegangen

Nach einer einstündigen Verlängerung ist die Präsidentschaftwahl in Algerien am Samstag zu Ende gegangen. Statt wie geplant um 20.00 Uhr schlossen die Wahllokale in dem nordafrikanischen Land angesichts einer sehr niedrigen Wahlbeteiligung erst um 21.00 Uhr Ortszeit (22.00 Uhr MESZ).

Großdemo für "Freiheit" nach Sperrung des Onlinediensts X in Brasilien

Nach der Sperrung des Onlinedienstes X in Brasilien sind in dem südamerikanischen Land am Samstag tausende Demonstranten auf die Straße gegangen. Die Kundgebung in der Wirtschaftsmetropole São Paulo fand am brasilianischen Unabhängigkeitstag als Gegenveranstaltung zu einer offiziellen Parade in der Hauptstadt Brasília mit dem linksgerichteten Staatschef Luiz Inácio Lula da Silva statt. Dessen rechtsextremer Amtsvorgänger Jair Bolsonaro unterstützte den Protestmarsch in São Paulo.

Textgröße ändern: