Schäuble wirbt für multilaterale Finanzkooperation
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hat während eines Abschiedsbesuchs bei Washingtoner Finanztagungen energisch für die multilaterale Kooperation zur Stützung der weltwirtschaftlichen Entwicklung plädiert. "Die Welt braucht multilaterale Ansätze zur Lösung der Probleme", sagte Schäuble am Freitag am Rande einer Sitzung der G-20-Finanzminister und -Notenbankchefs. Der Multilateralismus helfe nicht nur, die Probleme der Geld- und Finanzpolitik zu lösen, sondern diene "der Stabilität der Welt insgesamt".
Hintergrund von Schäubles Bemerkungen sind die weltweit herrschenden Befürchtungen, dass der unter dem Slogan "Amerika zuerst" verfolgte Kurs von US-Präsident Donald Trump die internationale Kooperation in verschiedensten Feldern schwer beschädigen könnte. Der Bundesfinanzminister zeigte sich jedoch zufrieden darüber, dass unter der deutschen G-20-Präsidentschaft in der Staatengruppe ein "sehr konstruktiver Geist" geherrscht habe. Dabei lobte er ausdrücklich auch die Rolle seine US-Kollegen Steven Mnuchin.
Der einjährige deutsche Vorsitz in der Gruppe der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer endet formell im Dezember. Doch wollte Schäuble bei dem Treffen in Washington den Stab bereits an seinen argentinischen Kollegen Luis Caputo übergeben. Die G-20-Beratungen fanden am Rande der Jahrestagung von Internationalem Währungsfonds (IWF) und Weltbank statt.
Schäuble zog eine positive Bilanz der deutschen G-20-Präsidentschaft. Es sei unter schwierigen Umständen gelungen, den "Grundgeist der G20" zu bewahren, dass multilaterale Koordination gebraucht werde. Auch sei in der Staatengruppe der Konsens darüber gewachsen, dass zur Lösung der weltwirtschaftlichen Probleme der Schwerpunkt auf Strukturreformen und Nachhaltigkeit gelegt werden müsse, betonte er.
An seine G-20-Kollegen richtete der scheidende Finanzminister die Mahnung, die derzeit günstigen weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu nutzen, um die strukturellen Reformen und den Schuldenabbau voranzutreiben: "Wir haben keinen Grund, uns auszuruhen." Schäuble verwies darauf, dass auch der IWF in seiner jüngsten positiven Bilanz der weltwirtschaftlichen Lage gefordert hatte, die Gelegenheit für derartige Reformen nicht verstreichen zu lassen.
Mit dem Währungsfonds und dessen Direktorin Christine Lagarde hatte Schäuble in den vergangenen Jahren keineswegs immer derart auf einer Linie gelegen, insbesondere als es um die Hilfen für das krisengeschüttelte Griechenland ging. Lagarde zeige sich jedoch "traurig" darüber, dass "mein Freund Wolfgang" seinen Abschied nimmt. Sie sei mit ihm nicht immer einer Meinung gewesen, doch sei Schäuble "ein Fels" und "ein Riese" gewesen. Er habe "Stärke und Entschlossenheit" ausgestrahlt, sagte die IWF-Chefin am Donnerstag.
Schäuble war acht Jahre lang Finanzminister. Am 24. Oktober soll er zum Bundestagspräsidenten gewählt werden. (P.Tomczyk--DTZ)