Türkische Armee bezieht Stellungen in syrischer Provinz Idlib
Wenige Tage nach dem Start ihrer Offensive im Norden Syriens hat die türkische Armee Stellungen in der Dschihadistenhochburg Idlib bezogen. Seit Donnerstag würden in der grenznahen Provinz "Beobachtungsposten" errichtet, teilten die Streitkräfte am Freitag in Ankara mit. Die Türkei will dort eine "Deeskalationszone" einrichten und eine Waffenruhe zwischen Rebellen und Regierungstruppen durchsetzen.
Die Einrichtung solcher Zonen im Bürgerkriegsland Syrien geht auf eine Vereinbarung zwischen der Türkei, Russland und dem Iran zurück. Am Montag hatte Ankara den Beginn der Militäroffensive auf die nordwestsyrische Provinz Idlib verkündet. Um eine Waffenruhe in der "Deeskalationszone" durchzusetzen, muss die Türkei die Dschihadistengruppierung Hajat Tahrir al-Scham (HTS) aus Idlib vertreiben; diese ist von der Waffenruhe ausgenommen.
Einem Bericht der türkischen Zeitung "Hürriyet" zufolge hatte ein türkischer Militärkonvoi mit rund 30 gepanzerten Fahrzeugen am Donnerstagabend die Grenze Richtung Idlib überquert. Auch Sondereinsatzkräfte seien dabei gewesen. Die Zahl der türkischen Soldaten in Idlib könne in den kommenden Tagen noch steigen. Die amtliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete, dass mehrere gepanzerte Truppentransporter, Krankenwagen und Container an die Grenze zu Syrien gefahren worden seien.
Idlib ist die letzte Hochburg der zu großen Teilen islamistischen Rebellen in Nordsyrien, doch hat im August HTS weite Gebiete der Provinz unter seine Kontrolle gebracht. Das Bündnis wird von dem früheren Al-Kaida-Ableger Fateh al-Scham dominiert, der zuvor Al-Nusra-Front hieß. Heute will Fateh al-Scham offiziell nichts mehr mit dem Terrornetzwerk zu tun haben. Die USA, die die Gruppe dennoch weiter als Terrororganisation einstufen, hatten der Türkei im August vorgeworfen, sie habe Al-Kaida zu lange in Idlib gewähren lassen.
Die Türkei hat die Einrichtung der sogenannten Deeskalationszonen mit Russland und dem Iran bei den Syrien-Friedensgesprächen in Astana ausgehandelt. Bislang wurden drei solcher Zonen eingerichtet: in Ost-Ghuta, in der zentralen Provinz Homs und in Teilen von Südsyrien.
(S.A.Dudajev--DTZ)