Deutsche Tageszeitung - Asylbewerber: Grüne und FDP drängen auf Änderungen an Unionsvorschlag

Asylbewerber: Grüne und FDP drängen auf Änderungen an Unionsvorschlag


Asylbewerber: Grüne und FDP drängen auf Änderungen an Unionsvorschlag
Asylbewerber: Grüne und FDP drängen auf Änderungen an Unionsvorschlag / Foto: ©

Vor den ersten Sondierungsgesprächen über die Bildung einer Jamaika-Koalition pochen Grüne und FDP weiter auf Änderungen an den Unionsvorschlägen in der Flüchtlingspolitik. Grünen-Politiker kritisierten am Dienstag vor allem die von CDU und CSU geplanten Einschränkungen beim Familiennachzug. Die FDP bekräftigte ihre Forderung nach einem Einwanderungsgesetz. Die Sondierungen von CDU, CSU, FDP und Grünen beginnen kommende Woche.

Textgröße ändern:

"Wir stehen vor schwierigen Gesprächen", sagte Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter vor der konstituierenden Sitzung der neuen Bundestagsfraktion. Mit Blick auf den Unionskompromiss in der Flüchtlingspolitik sagte er, keine der beteiligten Parteien könne in die Gespräche gehen mit der Erwartung, seine Position zu hundert Prozent durchzusetzen. Für die Grünen sei ein humaner Umgang mit Flüchtlingen von großer Bedeutung.

Der frühere Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin kritisierte die Unionsforderung nach weiterer Aussetzung des Familiennachzugs für Flüchtlinge mit dem eingeschränkten subsidiären Schutz. Dabei habe sich die CSU durchgesetzt, die "dauerhaft den Familiennachzug unterbinden" wolle, sagte Trittin der "Rheinischen Post". Dies laufe nicht nur allen Integrationsbemühungen entgegen, sondern sei auch eine "Verleugnung urchristlicher Werte".

Die von CDU und CSU geplanten sogenannten Entscheidungs- und Rückführungszentren seien zudem "nichts anderes als die Abschiebezentren", sagte der frühere Grünen-Fraktionschef im Bundestag. Auch die Ausweitung der Liste der sicheren Herkunftsländer lehnten die Grünen "mit sehr guten Gründen" ab, da sie "auf ein Aushebeln grundlegender menschenrechtlicher Standards" hinauslaufe.

CDU und CSU hatten sich darauf geeinigt, dass die Obergrenze für die Aufnahme von Flüchtlingen bei 200.000 pro Jahr liegen soll, das Recht auf Asyl aber unangetastet bleibt. Das Wort "Obergrenze" kommt in dem Beschluss nicht vor. Für Fachkräfte soll es ein Zuwanderungsgesetz geben. Den Familiennachzug für Flüchtlinge mit subsidiären Schutz will die Union über das bisherige Enddatum März 2018 hinaus verhindern.

Der stellvertretende FDP-Vorsitzende Wolfgang Kubicki sieht die unionsinterne Einigung lediglich als Ausgangspunkt für weitere Gespräche. FDP und Grüne seien nicht "dazu da, Mehrheiten herzustellen für Überlegungen der Union", sagte Kubicki im Rundfunk Berlin-Brandenburg. Er bekräftigte die Forderung seiner Partei nach einem Einwanderungsgesetz. Diesbezügliche Absprachen zwischen FDP und Grünen könnten "eine tragfähige Grundlage für Kompromisse" sein. Zur geforderten Begrenzung auf 200.000 Flüchtlinge sagte er: "Zahlen sind Schall und Rauch."

CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer bekräftigte, dass die CSU mit dem mit der CDU vereinbarten Kompromiss "sehr zufrieden" sei. Es sei ein "konkretes Maßnahmenbündel" vereinbart worden, wie eine Grenze von 200.000 Flüchtlingen erreicht werden könne, sagte Scheuer der "Passauer Neuen Presse". Zur Kritik der Grünen an Entscheidungs- und Rückführungszentren sagte er, diese hätten in diesem Punkt "ein erhebliches Wissensdefizit".

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, sprach sich derweil für einen weitreichenden Anspruch auf das Nachholen enger Angehöriger von Flüchtlingen aus. "Familiennachzug ist für uns ein sehr entscheidender Punkt", sagte Marx. Wer auf Dauer in Deutschland bleibe oder geduldet sei, müsse seine engsten Familienangehörigen zu sich holen können.  (I.Beryonev--DTZ)

Empfohlen

Beschädigtes Ostsee-Kabel: Finnische Behörden vermuten Sabotage

Nach der Beschädigung eines Unterwasser-Stromkabels zwischen Finnland und Estland verdächtigen die finnischen Behörden einen von einem russischen Hafen aus gestarteten Öltanker der "schweren Sabotage". Die Ermittler würden dem Verdacht nachgehen, dass das Schiff zur so genannten russischen Schattenflotte gehöre, sagte Finnlands Zolldirektor Sami Rakshit am Donnerstag. Die finnischen Behörden stoppten das Schiff, vernahmen die Besatzung und sicherten Beweise, wie Robin Lardot vom finnischen Nationalen Ermittlungsbüro berichtete. Die EU kündigte weitere Sanktionen gegen die russische Schattenflotte an.

Tote und Verletzte bei israelischem Angriff im Jemen - WHO-Chef unversehrt

Bei israelischen Angriffen auf den internationalen Flughafen der jemenitischen Hauptstadt Sanaa und weitere Ziele in dem Bürgerkriegsland sind am Donnerstag nach Angaben der Huthi-Rebellen sechs Menschen getötet worden. Der Chef der Weltgesundheitsorganisation WHO, Tedros Adhanom Ghebreyesus, der sich während des Angriffs am Flughafen von Sanaa aufhielt, blieb unverletzt.

Panamas Präsident schließt Verhandlungen über Panamakanal aus

Der Präsident von Panama hat jegliche Verhandlungen mit dem designierten US-Präsidenten Donald Trump über den Panamakanal ausgeschlossen. "Es gibt nichts zu besprechen", sagte Präsident José Raúl Mulino am Donnerstag bei einer Pressekonferenz. "Der Kanal ist panamaisch und gehört Panamaern. Es gibt keine Möglichkeit, irgendein Gespräch über diese Tatsache zu beginnen, die das Land Blut, Schweiß und Tränen gekostet hat."

Krankenhausdirektor im Gazastreifen meldet Tod von fünf Mitarbeitern bei Angriff

Bei einem israelischen Angriff im nördlichen Gazastreifen sind nach Angaben eines Krankenhausdirektors fünf seiner Mitarbeiter getötet worden. Bei dem Angriff auf das Kamal-Adwan-Krankenhaus in Beit Lahia seien ein Kinderarzt, eine Laborantin, zwei Krankenwagenfahrer und ein Haustechniker ums Leben gekommen, erklärte Krankenhauschef Hossam Abu Safija am Donnerstag.

Textgröße ändern: