Terror-Flüchtling Amri hätte frühzeitig abgeschoben werden können
Der Berliner Weihnachtsmarktattentäter Anis Amri hätte einem Medienbericht zufolge womöglich frühzeitig in sein Heimatland Tunesien abgeschoben werden können. Die Abschiebung habe sich immer wieder verzögert, weil die tunesischen Behörden für das Ausstellen von Ersatzausweispapieren nicht nur Fotos und Fingerabdrücke verlangt hätten, sondern auch auch Abdrücke der gesamten Handflächen, berichteten die "Berliner Morgenpost" und der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) am Montag.
Solche Abdrücke lagen dem Bericht zufolge dem Bundeskriminalamt (BKA) bereits seit Juli 2015 vor. Eine BKA-Sprecherin sagte demnach, die Behörde sei nicht für die Abschiebung Amris zuständig gewesen. Deshalb seien die Handflächenabdrücke auch nicht an die zuständigen Ausländerbehörden in Nordrhein-Westfalen weitergeleitet worden. Die Behörden hätten beim BKA zudem nie danach gefragt.
Der stellvertretende Vorsitzende des Parlamentarischen Kontrollgremiums des Bundestags, André Hahn (Linke), sagte dem RBB, dies sei einerseits "Schlamperei", auf der anderen Seite offenkundig aber auch ein "strukturelles Versagen, wenn die eine Hand nicht weiß, was die andere macht, wenn man nicht in eigene Computer hineinsieht und entsprechende Daten dort vorfindet, die man eigentlich seit langem sucht".
Amri hatte am 19. Dezember einen Lastwagenfahrer erschossen, dessen Fahrzeug gekapert und war damit auf dem Berliner Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche in die Menschenmenge gerast. Zwölf Menschen starben, 67 weitere wurden verletzt. Auf der Flucht wurde Amri von der Polizei in Mailand erschossen. (I.Beryonev--DTZ)