Deutsche Tageszeitung - Hunderttausende Gegner der Unabhängigkeit Kataloniens demonstrieren in Barcelona

Hunderttausende Gegner der Unabhängigkeit Kataloniens demonstrieren in Barcelona


Hunderttausende Gegner der Unabhängigkeit Kataloniens demonstrieren in Barcelona
Hunderttausende Gegner der Unabhängigkeit Kataloniens demonstrieren in Barcelona / Foto: ©

In Barcelona haben am Sonntag hunderttausende Menschen gegen eine Unabhängigkeit Kataloniens von Spanien demonstriert. Auf dem zentralen Urquinaona-Platz in der katalanischen Regionalhauptstadt versammelten sich nach Polizeiangaben rund 350.000 Menschen, die Veranstalter sprachen sogar von bis zu 950.000 Demonstranten. Sie sangen "Viva España" und schwenkten rot-gelbe Fahnen. Spaniens Ministerpräsident Mariano Rajoy gab sich im Streit um die Unabhängigkeitsbestrebungen Kataloniens weiter unnachgiebig.

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Zu der Kundgebung unter dem Motto "Es reicht! Lasst uns zur Vernunft zurückkehren" hatte die Organisation Katalanische Zivilgesellschaft aufgerufen, die die Unabhängigkeitsbestrebungen ablehnt. "Wir haben vielleicht zu lange geschwiegen", sagte einer der Demonstranten, der 44-jährige Maler Alejandro Marcos. "Die Einheit Spaniens steht nicht zur Wahl - sie muss verteidigt werden", hieß es auf einem Schild der Demonstranten, die teilweise auch aus anderen Landesteilen nach Barcelona gereist waren.

An der Demonstration beteiligte sich auch der Literaturnobelpreisträger Mario Vargas Llosa. Der Peruaner, der auch die spanische Staatsangehörigkeit hat, sagte in einer Rede, die spanische Demokratie werde jeder "Unabhängigkeitsverschwörung" standhalten. Nationalisten hätten in der Geschichte "die größten Schäden" angerichtet. Seinen einstigen Wohnort Barcelona würdigte der 81-Jährige als weltoffene "Kulturhauptstadt Spaniens".

Bereits am Samstag hatten landesweit zehntausende Menschen für die Einheit Spaniens demonstriert. In Madrid und Barcelona versammelten sich Befürworter eines Dialogs zwischen Madrid und der katalanischen Regionalregierung vor den Rathäusern. Bei einem "patriotischen Marsch" in Madrid für Spaniens Einheit schwenkten die Menschen spanische Flaggen und beschimpften die katalanische Führung.

Ministerpräsident Rajoy kündigte in einem Zeitungsinterview an, er werde "sicherstellen", dass eine Unabhängigkeitserklärung Kataloniens "zu nichts führen wird". "Ich schließe nichts aus", sagte Rajoy der Zeitung "El País" auf die Frage, ob die Zentralregierung in Madrid Artikel 155 der Verfassung anwenden könnte. Damit könnte Madrid die Regionalregierung entmachten und Katalonien die Teilautonomie entziehen.

"Aber ich muss die Dinge zur rechten Zeit machen", fügte Rajoy hinzu. Mit Blick auf die katalanische Führung sagte er, es sei "noch immer Zeit", zurückzurudern und eine harte Reaktion Madrids zu verhindern. Rajoy wiederholte zudem seine Weigerung, "über die Einheit des Landes zu verhandeln". Madrid führe "keine Gespräche unter Drohungen".

Es war Rajoys erstes Zeitungsinterview seit dem Unabhängigkeitsreferendum in Katalonien am Sonntag vor einer Woche. Dabei hatten nach Angaben der katalanischen Regionalregierung 90 Prozent der Teilnehmer für eine Abspaltung von Spanien gestimmt. Die Wahlbeteiligung lag allerdings nur bei 43 Prozent.

Die spanische Zentralregierung hatte mit einem großen Polizeiaufgebot versucht, das vom Verfassungsgericht für rechtswidrig erklärte Referendum zu verhindern. Hunderte Menschen wurden verletzt. Madrids verschärfte Gangart hatte in der vergangenen Woche hunderttausende empörte Katalanen auf die Straße gebracht.

Ende der Woche hatte es dann mögliche Anzeichen einer Entspannung in dem Konflikt gegeben. Am Freitag entschuldigte sich ein Vertreter Madrids für die Polizeigewalt. Auch Rajoy sagte, es seien "einige Fehler gemacht" worden.

Das katalanische Regionalparlament könnte bereits am Dienstag die Unabhängigkeit von Spanien ausrufen. Eine für Montag geplante Parlamentssitzung hatte das spanische Verfassungsgericht zwar verboten, um die Proklamation der Unabhängigkeit zu verhindern. Regionalpräsident Carles Puigdemont will aber dennoch vor das Parlament treten. Allerdings verschob er seine Rede auf Dienstag.

(V.Korablyov--DTZ)

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