Deutsche Tageszeitung - Mehrere Fraktionen wollen AfD-Kandidaten Glaser nicht als Bundestags-Vize

Mehrere Fraktionen wollen AfD-Kandidaten Glaser nicht als Bundestags-Vize


Mehrere Fraktionen wollen AfD-Kandidaten Glaser nicht als Bundestags-Vize
Mehrere Fraktionen wollen AfD-Kandidaten Glaser nicht als Bundestags-Vize / Foto: ©

Führende Politiker der Bundestagsfraktionen von SPD, FDP, Grünen und Linkspartei haben angekündigt, den AfD-Kandidaten Albrecht Glaser nicht zum Vizepräsidenten des Bundestags wählen zu wollen. Zur Begründung verwiesen sie in einem Interview auf Äußerungen Glasers, in denen er die Religionsfreiheit für Muslime in Abrede gestellt hatte.

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Die Religionsfreiheit gelte nicht, da der Islam eine politische Ideologie und keine Religion sei, hatte Glaser in verschiedenen Interviews ausgeführt. Zwischen Muslimen und Islamisten könne nicht unterscheiden werden. Grünen-Chef Özdemir sagte der Zeitung, er könne Glaser nicht wählen. "Wer die Religionsfreiheit infrage stellt, hat sich disqualifiziert." Ein geeigneter Kandidat für de Parlamentsposten müsse sich klar zur Verfassung bekennen.

Auch die FDP signalisierte Ablehnung. Glaser stehe für eine Reihe von Positionen, "die eine Zumutung für mich darstellen", sagte FDP-Parlamentsgeschäftsführer Marco Buschmann. Die Fraktionen seien gehalten, Kandidaten vorzuschlagen, die mehrheitsfähig sind.

Aus der Fraktion der Linken hieß es, Glaser könne nicht mit Unterstützung rechnen. Fraktionschef Dietmar Bartsch sagte der Zeitung: "Für mich steht fest, dass ich Herrn Glaser nicht wählen werde."

SPD-Parlamentsgeschäftsführer Carsten Schneider sagte, potenzielle Kandidaten für das Amt des Vizepräsidenten müssten "natürlich auf dem Boden des Grundgesetzes stehen und insbesondere die Grundrechte respektieren".

Die Führung der CDU-Fraktion, die die meisten Abgeordneten stellt, wollte sich nach Medienberichten zu der Frage nicht äußern. Der AfD-Fraktionsvorsitzende Alexander Gauland bezeichnete die Vorwürfe gegen Glaser als absurd. "Selbstverständlich stehen wir hinter Herrn Glaser als Kandidaten", sagte Gauland der Zeitung.

Diskutiert wurde in den Fraktionen zudem, in wie weit AfD-Abgeordnete in sicherheitsrelevanten Gremien des Bundestages akzeptieren werden sollen. Dazu zählen vor allem das Parlamentarische Kontrollgremium (PKGr), das die Geheimdienste beaufsichtigt, und die G 10-Kommission, die Überwachungsmaßnahmen genehmigen muss. Vertreter von SPD, Linken und Grünen machten gegenüber dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Montagsausgabe) deutlich, dass sie nicht jeden AfD-Abgeordneten dort akzeptieren wollten.

Der innenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Burkhard Lischka, sagte der Zeitung: "Die AfD ist gut beraten, nicht ihre größten Scharfmacher in diese Gremien zu schicken." Sonst müssten sie damit rechnen, nicht gewählt zu werden.

Grünen-Fraktionsvize Konstantin von Notz erklärte: "Die Mehrheit der Mitglieder des Bundestages kann entscheiden, wer in solche Gremien kommt und dieses Vertrauen verdient hat und wer eben nicht. Man kann auch Nein sagen."

Der bisherige stellvertretende PKGr-Vorsitzende André Hahn (Linke) sagte: "Man wird da nicht jeden nehmen." Jemand wie Thüringens AfD-Landesvorsitzender Björn Höcke "würde nicht gewählt", sagte Hahn. Die Innenpolitiker der Fraktionen befürchten dem Bericht zufolge, dass bestimmte AfD-Mitglieder das für die Ausschüsse geltende Stillschweigen nicht wahren könnten und Interna an die Öffentlichkeit tragen - etwa wenn es um rechtsextremistische Vorgänge geht.  (I.Beryonev--DTZ)

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