Deutsche Tageszeitung - Weg für Neuwahlen in Japan frei - Abe löst Parlament auf

Weg für Neuwahlen in Japan frei - Abe löst Parlament auf


Weg für Neuwahlen in Japan frei - Abe löst Parlament auf
Weg für Neuwahlen in Japan frei - Abe löst Parlament auf / Foto: ©

Japans Ministerpräsident Shinzo Abe hat wie angekündigt das Parlament aufgelöst, um den Weg für Neuwahlen zu ebnen. "Ein schwieriger Kampf beginnt heute", sagte Abe am Donnerstag vor Journalisten. Derweil kündigte die wichtigste Oppositionspartei DP einen Schulterschluss mit der neuen Partei von Tokios populärer Gouverneurin Yuriko Koike an. Die vorgezogenen Wahlen sollen am 22. Oktober stattfinden.

Textgröße ändern:

"Bei dieser Wahl geht es darum, die Leben von Menschen zu schützen", erklärte der Regierungschef am Donnerstag. "Wir müssen angesichts der Bedrohung aus Nordkorea mit der internationalen Gemeinschaft zusammenarbeiten." Nach der offiziellen Auflösung brachen die Abgeordneten des Unterhauses in Jubel aus. Das aggressive Gebaren Nordkoreas hat in Japan große Sorgen ausgelöst, binnen eines Monats hatte Nordkorea zwei Raketen zu Testzwecken über Japan hinweg gefeuert. In dieser angespannten Lage war die Unterstützung für Abes Regierung gewachsen, die zuvor wegen Vorwürfen der Vetternwirtschaft an Popularität verloren hatte.

Eine neue Partei verpasste Abes Liberaldemokratischer Partei (LDP) allerdings diese Woche einen Dämpfer: Tokios populäre Bürgermeisterin Yuriko Koike gründete am Mittwoch die Kibo no To (Partei der Hoffnung), die eine landesweite Ausdehnung ihrer bisher nur in Tokio aktiven Gruppierung ist. Sie hatte Abes LDP bereits bei der Regionalwahl in Tokio im Juli eine herbe Niederlage bereitet.

Die neue Partei zog Politiker verschiedener Richtungen an und vereint Japans schwache Opposition. Am Donnerstag beschloss die Demokratische Partei (DP), die bisher wichtigste oppositionelle Gruppierung im Land, keine eigenen Kandidaten bei der Wahl aufzustellen. Stattdessen sollten Mitglieder lieber für Koikes neue Partei antreten.

"Wir müssen die Abe-Regierung stoppen und einen Regierungswechsel erreichen", sagte DP-Chef Seiji Maehara. Seine Partei sei nach der Parlamentsauflösung praktisch am Ende, gestand er ein. Die Demokratische Partei stellte bis zur Parlamentsauflösung weniger als ein Drittel so viele Abgeordnete im Unterhaus wie die regierende LDP, die 287 Sitze innehatte.

Bereits in den letzten Tagen hatte Abes LDP ihren deutlichen Vorsprung vor der Opposition in den Umfragen verringert. Vor nur einer Woche führte die LDP die Umfragen mit mehr als 30 Punkten Vorsprung an; zwischen LDP (29 Prozent) und Koikes Partei der Hoffnung (18 Prozent) lagen diese Woche nur noch elf Prozent.

Neben der Nordkorea-Krise will der konservativ-nationalistisch ausgerichtete Abe neue Maßnahmen zur Ankurbelung der Konjunktur in den Mittelpunkt des Wahlkampfs stellen. Anders als seine bisherigen schuldenfinanzierten Konjunkturpakete will Abe die neuen Maßnahmen durch die Erhöhung der Mehrwertsteuer finanzieren. Große Summen sollen in Bildung und Kinderbetreuung fließen. Japans Konjunktur leidet unter der enormen Staatsverschuldung und der demografisch bedingten Überalterung der Bevölkerung.

Bei einem Sieg könnte der Ministerpräsident seine vierte Amtszeit antreten. Er war von 2006 bis 2007 erstmals Ministerpräsident und kehrte 2012 auf den Posten zurück.  (U.Beriyev--DTZ)

Empfohlen

Erster SPD-Bundestagsabgeordneter fordert Pistorius als Kanzlerkandidaten

In der SPD wächst der Widerstand gegen eine erneute Kanzlerkandidatur von Olaf Scholz: Als erster Bundestagsabgeordneter forderte nun öffentlich Joe Weingarten aus Rheinland-Pfalz in der "Süddeutschen Zeitung" eine Kandidatur von Verteidigungsminister Boris Pistorius. "Es ist meine klare Meinung, dass wir mit Boris Pistorius in den Wahlkampf ziehen sollten", sagte er nach Angaben vom Sonntag. Er rief die Parteiführung dazu auf, zeitnah mit Scholz eine Lösung zu finden.

Xi warnt mit Blick auf Taiwan vor Überschreiten von "roter Linie"

Der chinesische Präsident Xi Jinping hat die USA mit Blick auf Washingtons Unterstützung für Taiwan vor dem Überschreiten einer "roten Linie" gewarnt. Die "separatistischen" Bestrebungen Taiwans seien "unvereinbar mit Frieden und Stabilität" in der Region, sagte Xi bei einem Treffen mit US-Präsident Joe Biden in Peru. Gleichzeitig versicherte Xi seine Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit der künftigen US-Regierung unter dem designierten Präsidenten Donald Trump.

Vier Monate nach Wahlprotesten in Venezuela: Mehr als 200 Festgenommene wieder frei

Vier Monate nach den Massenprotesten gegen die umstrittene Wiederwahl von Staatschef Nicolás Maduro in Venezuela haben die Behörden mehr als 200 festgenommene Demonstranten freigelassen. Insgesamt seien 225 Inhaftierte wieder auf freiem Fuß, teilte die Staatsanwaltschaft des Landes am Samstag (Ortszeit) mit. Bei den Protesten gegen den Wahlsieg Maduros, dem die Opposition Wahlbetrug vorwirft, waren nach offiziellen Angaben mehr als 2400 Menschen festgenommen worden.

Drohende Streiks: Tarifverhandlungen für Ärzte an kommunalen Kliniken gescheitert

An kommunalen Kliniken in Deutschland drohen im kommenden Jahr Streiks: Die Tarifverhandlungen für die 60.000 Ärztinnen und Ärzte an den Krankenhäusern sind am Samstag gescheitert. In einer Sondersitzung beschloss die Große Tarifkommission der Ärztegewerkschaft Marburger Bund eine Urabstimmung über Arbeitskampfmaßnahmen im kommenden Jahr. Das am Vortag von der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) vorgelegte Angebot sei "inakzeptabel". Das Ergebnis der Urabstimmung will der Marburger Bund noch vor Weihnachten verkünden.

Textgröße ändern: