USA: Hinrichtung eines schwarzen Häftlings in letzter Minute gestoppt
In letzter Minute hat das Oberste Gericht in den USA die Hinrichtung eines schwarzen Häftlings gestoppt. Die ursprünglich für Dienstagabend (19.00 Uhr Ortszeit) geplante Exekution wurde ausgesetzt, wie der Supreme Court mitteilte. Gründe für die Entscheidung wurden nicht genannt. Die Anwälte des verurteilten Mörders Keith Tharpe hatten geltend gemacht, dass bei seinem Schuldspruch Rassismus eine "wesentliche Rolle" gespielt habe.
Zudem argumentierten die Anwälte, ihr 59-jähriger Mandant habe psychische Probleme. Tharpe war 1990 wegen Mordes an seiner Schwägerin zum Tode verurteilt worden. Das Urteil der Jury im Bundesstaat Georgia fiel einstimmig. 1998 befragten die Anwälte einer Nichtregierungsorganisation die Geschworenen zu ihrer Entscheidung. Einer von ihnen, der Weiße Barney Gattie, sagte, das Studium der Bibel habe bei ihm die Frage aufkommen lassen, ob Schwarze eine Seele hätten. Zudem unterschied er zwischen "guten Schwarzen" und "Niggern", verwendete also eine extrem rassistische Beschimpfung.
Zunächst bestätigte Gattie seine Aussagen schriftlich. Erst später nahm er sie auf Drängen der Staatsanwaltschaft zurück, die erklärte, der Geschworene sei zum Zeitpunkt seiner Äußerungen betrunken gewesen.
Die wichtigste Vereinigung zum Schutz der Schwarzen in den USA hatte erklärt: "Ein Geschworener, der zweifelt, ob Schwarze eine Seele haben, kann kein vernünftiges, moralisches Urteil darüber fällen, ob ein schwarzer Angeklagter die Höchststrafe bekommen soll."
Der Supreme Court hatte in den vergangenen Jahren in mehreren Urteilen bekräftigt, dass rassistische Vorurteile keinen Platz im US-Rechtssystem haben dürfen. So wurde im Februar die Hinrichtung eines Texaners ausgesetzt, der während seines Prozesses als potenziell gefährlicher als andere dargestellt worden war, weil er Schwarzer ist.
Das Oberste Gericht muss im Fall Tharpe nun entscheiden, ob es der Berufung gegen das Todesurteil stattgibt. (U.Stolizkaya--DTZ)