Hungerstreikende Dozentin in der Türkei auf Gefängnis-Intensivstation gebracht
Eine inhaftierte, hungerstreikende Dozentin ist in der Türkei auf die Intensivstation gebracht worden. Die Leitung des Gefängnisses von Sincan, wo Nuriye Gülmen in Haft ist, habe sie in der Nacht zu Dienstag "gewaltsam" auf die Intensivstation gebracht, teilten ihre Angehörigen mit. Die Maßnahme erfolgte zwei Tage vor der Fortsetzung des Prozesses gegen Gülmen und den ebenfalls hungerstreikenden Lehrer Semih Özakca.
Özakcas Ehefrau Esra sagte der Nachrichtenagentur AFP, Gülmen akzeptiere keine Behandlung. Ihr Gesundheitszustand habe sich zuletzt nicht derart verändert, dass dies eine Verlegung auf die Intensivstation rechtfertigten würde. Mit der Verlegung solle vermutlich ihre Teilnahme am Prozess verhindert werden, sagte Esra Özakca, die seit der Inhaftierung ihres Mannes selbst im Hungerstreik ist.
Gülmen und Özakca hatten Anfang März aus Protest gegen ihre Entlassung aus dem Staatsdienst einen Hungerstreik begonnen. Sie gehören zu den mehr als 140.000 Staatsangestellten, die nach dem versuchten Militärputsch von Juli 2016 entlassen oder suspendiert wurden. Nachdem die Polizei sie bereits dutzende Male festgenommen hatte, ließ die Justiz sie Ende Mai in Untersuchungshaft nehmen.
Ihnen wird Mitgliedschaft in der verbotenen linksextremen Gruppierung DHKP-C vorgeworfen, die in der Türkei sporadisch Anschläge verübt. Bei der ersten Anhörung am 14. September entschied das Gericht, sie weiter in Haft zu behalten. Vor dem Prozessauftakt wurden zahlreiche ihrer Anwälte festgenommen. In der Türkei sind Gülmen und Özakca zum Symbol des Protests gegen die Massenentlassungen geworden.
(W.Novokshonov--DTZ)