Bundesanwaltschaft: Vorwürfe gegen mutmaßlichen IS-Chefanwerber
Schwere Vorwürfe gegen Abu Walaa: Im Prozess gegen den mutmaßlichen führenden Islamisten Ahmad Abdulaziz Abdullah A. hat die Bundesanwaltschaft den Angeklagten als "Deutschland-Repräsentanten" der Dschihadistenmiliz Islamistischer Staat (IS) mit "direkten Kontakten" zu deren Führungsspitze bezeichnet. Seine Aufgabe sei es unter anderem gewesen, als "Kopf eines Netzwerks" die Ausreise von freiwilligen Kämpfern aus Deutschland nach Syrien und in den Irak zu organisier, erklärte die Anklage am Dienstag zum Prozessauftakt gegen A. und vier Mitangeklagte vor dem Oberlandesgericht Celle.
Der als Abu Walaa bekannte 33-Jährige war zusammen mit seinen vier Mitangeklagten im November festgenommen worden und sitzt seitdem in Haft. Er ist unter anderem wegen der Mitgliedschaft in einer ausländischen terroristischen Vereinigung angeklagt. Die übrigen Beschuldigten im Alter zwischen 27 und 51 Jahren müssen sich wegen Unterstützung einer Terrororganisation verantworten. Außerdem geht es um Terrorfinanzierung und andere Vorwürfe.
A.s Verteidigung wies die Vorwürfe in einer kurzen Erklärung zum Prozessauftakt als haltlos zurück. Sie basierten auf Angaben eines nicht vertrauenswürdigen Kronzeugen, der den Sicherheitsbehörden als V-Mann zuarbeite. Bei diesem handle es sich um einen verurteilten IS-Terroristen, sagte Anwalt Peter Krieger. "Der Kronzeuge ist ein Hochstapler - er bezichtigt bedenkenlos andere Menschen schwerster Straftaten, wenn er sich davon einen Vorteil verspricht."
Das OLG direkt in der Celler Altstadt wurde zu Prozessbeginn stark gesichert. Polizisten mit Maschinenpistolen und Schutzwesten bewachten das Gebäude und liefen Streife. Der Prozess selbst fand in einem Sicherheitssaal statt. Abu Walaa war bis zu seiner Festnahme im November nach Angaben von Ermittlern eine Schlüsselfigur in der radikalislamischen Szene. Der Prozess wird voraussichtlich mindestens bis Januar 2018 dauern. (U.Stolizkaya--DTZ)