Alternative Nobelpreis 2017: Kampf gegen Trinkwasserverseuchung
Kampf gegen Trinkwasserverseuchung und für die Bürgerrechte - der alternative Nobelpreis 2017 geht an einen Umweltanwalt aus den USA, eine Journalistin aus Aserbaidschan sowie zwei Menschenrechtsaktivisten aus Indien und Äthiopien. Die Stiftung des Right Livelihood Award ehrte die vier Preisträger am Dienstag in Stockholm wegen ihres "mutigen Einsatzes für Menschenrechte, öffentliche Gesundheit und gute Regierungsführung".
Der US-Umweltaktivist und Rechtsanwalt Robert Bilott erhielt den Ehrenpreis. Die aserbaidschanische Journalistin Chadija Ismajilowa, der indische Anwalt Colin Ginsalves und die äthiopische Bürgerrechtlerin Yetnebersh Nigussie teilen sich ein Preisgeld in Höhe von 315.000 Euro. In Zeiten "alarmierender Rückschläge für die Demokratie" zeige ihre erfolgreiche Arbeit Wege hin zu einer friedlicheren und gerechteren Welt, hieß es zur Begründung der Jury. Der 52-jährige Bilott habe mit seiner Tätigkeit jahrzehntelange Umweltverschmutzung durch die Chemieindustrie in den USA ans Licht gebracht und Gerechtigkeit für deren Opfer erstritten. Auch habe er dazu beigetragen, dass eine Gesetzgebung zum Umgang mit den gefährlichen Substanzen erlassen wurde.
Anfang des Jahres hatte Bilott in einem fast zwei Jahrzehnte andauernden Rechtsstreit mit dem US-Chemiekonzern DuPont den Sieg davongetragen. Er hatte rund 70.000 US-Bürger vertreten, deren Trinkwasser mit Perfluoroctansäure verseucht war.
Die Substanz kann zu Atembeschwerden und Krebserkrankungen führen. "Ich hoffe, dass die Auszeichnung das Bewusstsein dafür schärft, wie dringlich weitere Maßnahmen zum Schutz unseres Trinkwassers sind", erklärte Bilott.
Die aserbaidschanische Journalistin Ismajilowa wurde für "ihren Mut und ihre Hartnäckigkeit" bei der Berichterstattung über Korruption in ihrem Land ausgezeichnet. Mit ihren Artikeln decke sie Vetternwirtschaft bis in höchste Regierungsebenen auf und stelle sich in den Dienst von "Transparenz und Verantwortung".
Menschenrechtler kritisieren immer wieder die restriktiven Pressegesetze sowie die Drangsalierung kritischer Journalisten in Aserbaidschan unter dem autoritär regierenden Präsidenten Ilham Alijew.
Der indische Anwalt Gonsalves erhielt die Auszeichnung, weil er sich seit mehr als drei Jahrzehnten dafür einsetzt, dass die Grundrechte der schwächsten Bevölkerungsgruppen in Indien gesichert werden, wie die Jury erklärte. Die deutsche Hilfsorganisation Brot für die Welt begrüßte die Auszeichnung für den 65-jährigen Gonsalves, mit dem sie seit Jahren zusammenarbeite.
Der erfahrene Anwalt am Obersten Gerichtshof in Neu Delhi habe die Anerkennung des "Rechts auf Nahrung" vor dem indischen Verfassungsgericht erstritten, hieß es in einer Erklärung der Organisation. So habe er erreicht, "dass es heute kostenloses Schulessen und ergänzende Nahrung für Millionen armer Kinder sowie für Schwangere und Heranwachsende" in Indien gebe. Damit habe er Rechtsgeschichte geschrieben.
Die blinde äthiopische Bürgerrechtlerin Nigussie erhielt den Right Livelihood Award wegen ihres Einsatzes für die Rechte von Menschen mit Behinderungen und deren Einbeziehung in das gesellschaftliche Leben.
Der Right Livelihood Award wurde 1980 vom schwedisch-deutschen Publizisten Jakob von Uexküll ins Leben gerufen. Er belohnt das Engagement zur Bewältigung "der dringlichsten Herausforderungen unserer Zeit". Da die Stiftung der etablierten Nobel-Preise keine Sparte für Umweltschutz und Entwicklung einführen wollte, entstand die Initiative für die Auszeichnung. Sie wird in der Woche vor der Nobelsaison verliehen und vielfach als alternativer Nobelpreis bezeichnet. (V.Korablyov--DTZ)