Verdächtiges Beben in Nordkorea schürt Sorge vor neuem Atomtest
Verdächtige Erdstöße in Nordkorea haben am Samstag die Sorge vor einem neuerlichen Atombombentest geschürt. Erdbebenwarten im Ausland registrierten am Samstag ein Beben der Stärke 3,4 im Bereich des nordkoreanischen Testgeländes. Frühere Atomtests des isolierten Landes waren durch solche seismischen Messungen bekannt geworden. Nach eingehender Prüfung hielten viele Experten einen neuen Atomtest am Samstag jedoch für eher unwahrscheinlich.
Südkoreas Wetterbehörde sprach von einem "natürlichen" Beben. Ein künstliches Beben durch die Zündung einer Bombe hielt es für weitgehend ausgeschlossen. Auch die in Wien ansässige internationale Organisation zur Überwachung des Atomwaffentestverbots (CTBTO) ging nicht von einem neuen Bombentest aus. Die "wahrscheinlichste Hypothese" sei, dass es sich um ein Nachbeben handle, das mit dem massiven Atombombentest vom 3 September zu tun habe, sagte CTBTO-Chef Lassina Zerbo gegenüber Deutsche Tageszeitung.
Die chinesische Erdbebenwarte hatte hingegen zunächst die Vermutung geäußert, dass eine "mutmaßliche Explosion" die Erschütterungen auslöste.
Die neuen Erdstöße ereigneten sich inmitten scharfer Spannungen zwischen Nordkorea und den USA. Nordkorea hatte am 3. September seinen bislang stärksten Atomwaffentest abgehalten. Das Ausland war damals durch ein Erdbeben der Stärke 6,3 darauf aufmerksam geworden. Später dann meldete Pjöngjang die "erfolgreiche" Zündung einer Wasserstoffbombe, die sich auch als Raketensprengkopf nutzen lasse.
Pjöngjangs sechster Atomwaffen- sowie eine Reihe weiterer Raketentests sorgten bei der internationalen Staatengemeinschaft für große Unruhe. Als Reaktion auf den Atomtest verhängte der UN-Sicherheitsrat vor knapp zwei Wochen weitere Strafmaßnahmen gegen das weitgehend isolierte Land.
Die Resolution wurde auch mit den Stimmen von Pjöngjangs letzten Verbündeten Russland und China verabschiedet, nachdem sie erfolgreich eine deutlich abgemilderte Fassung durchgesetzt hatten: Beide Länder wollen Pjöngjang zum Einlenken im Atomstreit zwingen, aber einen Zusammenbruch des Landes vermeiden.
China als Nordkoreas wichtigster Öllieferant begann am Samstag mit der Umsetzung der Strafmaßnahmen: Laut dem Handelsministerium wird es den Export von Ölerzeugnissen nach Nordkorea ab dem 1. Oktober einschränken. Zudem würden alle Importe von nordkoreanischen Textilien gestoppt. US-Präsident Donald Trump hatte Peking wiederholt vorgeworfen, nicht genügend Druck auf Pjöngjang auszuüben, damit es sein Atomwaffenprogramm aufgibt.
Seit Tagen versetzen Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un die Welt mit eskalierenden Wortgefechten und Drohungen in große Sorge. Trump nannte Kim einen "Verrückten" und drohte mit der völligen Vernichtung Nordkoreas, sollte es die USA oder seine Verbündeten angreifen.
Kim bezeichnete den US-Präsidenten seinerseits als "geistig umnachteten senilen Amerikaner", sein Außenminister drohte zugleich mit Zündung einer Wasserstoffbombe außerhalb des nordkoreanischen Territoriums. China und Russland riefen daraufhin beide Seiten auf, sich in ihrer Wortwahl zu mäßigen. (U.Beriyev--DTZ)