Ungarn: Orban empfiehlt "stille Gebete" für einen Wahlsieg Merkels
Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban hofft bei der Bundestagswahl auf einen Sieg von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gegen ihren Herausforderer Martin Schulz (SPD). "Wir sollten jeden Abend ein stilles Gebet dafür sprechen, dass das Mandat der amtierenden Kanzlerin verlängert wird", sagte Orban in einer am Freitag im ungarischen Rundfunk verbreiteten Ansprache. "Aus ungarischer Sicht" sei ein Sieg Merkels "unter den gegebenen Bedingungen die beste Option".
Orban war in der Flüchtlingskrise wiederholt mit Merkel aneinander geraten. Er vertrat die Ansicht, der massive Andrang von Flüchtlingen auf der Balkanroute im Jahr 2015 sei durch Aussagen Merkels zum Asyl in Deutschland mit ausgelöst worden. In den Auseinandersetzungen um Grenzschließungen und die Umverteilung von Flüchtlingen in der EU hielt er der Kanzlerin "moralischen Imperialismus" vor. Im EU-Parlament ist Orbans rechtsnationale Fidesz-Partei jedoch mit der CDU verschwistert.
Merkel gehe mit den Ungarn "freundschaftlicher" um als Schulz, sagte Orban. Der SPD-Kandidat habe Ungarn "beleidigt". Der frühere EU-Parlamentspräsident Schulz hatte bemängelt, Ungarn und Polen hätten sich in der Flüchtlingspolitik "vollständig verweigert". Diese mangelnde Solidarität sei "absolut unakzeptabel". Subventionen der EU nehme Ungarn stets gerne an.
Als Orban in der vergangenen Woche ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs zurückwies, mit dem sein Land zur Beteiligung an der Flüchtlingen in der EU verpflichtet wird, sagte allerdings auch Merkel, diese Haltung der Regierung in Budapest sei "nicht zu akzeptieren". Merkel kündigte an, dass über den Dissens auf dem kommenden EU-Gipfel im Oktober gesprochen werden müsse. (M.Dylatov--DTZ)