Deutsche Tageszeitung - Gabriel - Nordkorea: Nutzung "diplomatischer Mittel"

Gabriel - Nordkorea: Nutzung "diplomatischer Mittel"


Gabriel - Nordkorea: Nutzung "diplomatischer Mittel"
Gabriel - Nordkorea: Nutzung "diplomatischer Mittel" / Foto: ©

Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD) hat dazu aufgerufen, im Konflikt um das nordkoreanische Atom- und Raketenprogramm weiterhin konsequent auf die Diplomatie zu setzen. Die internationale Gemeinschaft müsse "alle diplomatischen Mittel nutzen", sagte Gabriel am Donnerstag in einer Rede vor der UN-Vollversammlung in New York.

Textgröße ändern:

Auf die Drohungen von US-Präsident Donald Trump, der zwei Tage zuvor an selber Stelle gesagt hatte, die USA würden Nordkorea notfalls mit einem Militärangriff "völlig zerstören", ging der Bundesaußenminister zwar nicht explizit ein. Er rief jedoch dazu auf, mit diplomatischen Instrumentarien "die Lage zu entschärfen und dann einen Ausgangspunkt für längerfristige Lösungen zu finden". Der Vizekanzler forderte auch eine geschlossene Haltung der Weltgemeinschaft gegenüber Nordkorea, das eine "ernsthafte Bedrohung für den Weltfrieden" darstelle. Die Staatengemeinschaft müsse "das klare Signal aussenden", dass die "nuklearen Provokationen" Nordkoreas nicht akzeptiert würden.

Kurz vor Gabriels Rede hatte Trump neue wirtschaftliche Druckmittel gegen das ostasiatische Land angekündigt. Ausländische Unternehmen, die weiterhin Geschäfte mit Nordkorea machen, sollen mit US-Sanktionen belegt werden, wie er am Donnerstag sagte.

Parallel dazu einigten sich die EU-Mitgliedstaaten auf neue Strafmaßnahmen gegen das Land. Dazu gehören nach Angaben von Diplomaten ein vollständiges Verbot von Investitionen und Ölexporten sowie die Belegung weiterer nordkoreanischer Vertreter mit Einreise- und Vermögenssperren.

Nordkorea hatte die internationale Gemeinschaft in den vergangenen Wochen mit einem erneuten Atomwaffentest sowie Testflügen von Interkontinentalraketen provoziert. Trump verhöhnte Machthaber Kim Jong Un deshalb in seiner Rede als "Raketenmann auf einer Selbstmordmission".

Gabriel wandte sich in seiner UN-Ansprache auch gegen die Drohung des US-Präsidenten, das Atom-Abkommen mit dem Iran aufzukündigen. Er warnte, eine Beendigung des Abkommens würde die "Glaubwürdigkeit der internationalen Gemeinschaft" gefährden.

Der Bundesaußenminister stellte einen Bezug zum Nordkorea-Konflikt her, indem er fragte: "Welcher Staat sollte von einem eigenen Atomprogramm (...) Abstand nehmen, wenn sich zeigt, dass einmal ausgehandelte Vereinbarungen keinen Bestand haben?" Schon vor seiner Rede hatte Gabriel gewarnt, dass von einem US-Ausstieg aus dem Iran-Abkommen eine "verheerende Signalwirkung" für den Nordkorea-Konflikt ausgehen würde. Die nach jahrelangen Verhandlungen 2015 geschlossene Übereinkunft verpflichtet den Iran, seine Urananreicherung drastisch herunterzufahren und verschärfte internationale Kontrollen zuzulassen. Im Gegenzug sollen Strafmaßnahmen gegen das Land schrittweise aufgehoben werden.

In anderen Passagen seiner Rede setzte sich Gabriel kritisch mit Trumps Vision einer Weltordnung auseinander, in der starke Nationalstaaten ihre Eigeninteressen stets an oberste Stelle setzen und zur Maxime ihrer Beziehungen zu anderen Ländern machen. "Wir brauchen mehr internationale Zusammenarbeit und weniger nationalen Egoismus und nicht umgekehrt", sagte der Bundesaußenminister, ohne Trump beim Namen zu nennen.

Unter Anspielung auf dessen Devise "Amerika zuerst" betonte Gabriel: Das Motto "Unser Land zuerst" führe nur zu mehr Konfrontationen und weniger Wohlstand. "Am Ende gibt es nur Verlierer", warnte der Außenminister. Die historische Erfahrung der Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg zeige, dass nicht das Motto "Germany first" das Land stark und wohlhabend gemacht habe, sondern die Partnerschaft mit den ehemaligen Kriegsgegnern in Europa.  (U.Stolizkaya--DTZ)

Empfohlen

Treffen mit Biden: Chinas Präsident Xi wirbt für stabile Beziehungen zu den USA

Der chinesische Präsident Xi Jinping hat mit Blick auf den bevorstehenden Wiedereinzug von Donald Trump ins Weiße Haus für "stabile" Beziehungen zu den USA geworben. Peking sei bereit, mit der künftigen US-Regierung zusammenzuarbeiten, "um die Kommunikation aufrechtzuerhalten, die Kooperation auszuweiten und Differenzen zu bewältigen", sagte Xi am Samstag bei einem Treffen mit dem scheidenden US-Präsidenten Joe Biden in Peru. Dieser betonte, der Wettbewerb zwischen den beiden Ländern dürfe nicht zu einem Konflikt führen.

Treffen Biden-Xi: China will sich um "reibungslosen Übergang" zu Trump bemühen

China will sich angesichts des bevorstehenden Wiedereinzugs von Donald Trump ins Weiße Haus um einen "reibungslosen Übergang" in den Beziehungen zu den Vereinigten Staaten bemühen. Dies sagte Präsident Xi Jinping laut einer Meldung der amtlichen chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua am Samstag bei einem Treffen mit dem scheidenden US-Präsidenten Joe Biden in Lima.

Trumps ehemaliger Anwalt Giuliani übergibt Vermögenswerte an Klägerinnen

Der ehemalige Anwalt Donald Trumps, Rudy Giuliani, hat nach Angaben seines Anwalts eingewilligt, sich zur Begleichung einer Millionenstrafe von einigen seiner Vermögenswerte zu trennen. Giuliani habe sich bereit erklärt, mehrere Luxusuhren, einen Mercedes-Oldtimer und einen Ring zu übergeben, schrieb sein Anwalt dem zuständigen Richter in New York am Freitag. Zudem bat er um eine Verlegung eines Gerichtstermins vom 16. auf den 22. Januar, damit Giuliani der Vereidigung Trumps als 47. US-Präsident am 20. Januar in Washington beiwohnen könne.

Tarifverhandlungen für Ärzte an kommunalen Kliniken gescheitert

Die Tarifverhandlungen für Ärztinnen und Ärzte an kommunalen Kliniken sind gescheitert. In einer Sondersitzung am Samstag beschloss die Große Tarifkommission der Ärztegewerkschaft Marburger Bund eine Urabstimmung über Arbeitskampfmaßnahmen im kommenden Jahr, wie die Organisation mitteilte. Das am Vortag von der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) vorgelegte Angebot sei "inakzeptabel". Das Ergebnis der Urabstimmung will der Marburger Bund noch vor Weihnachten verkünden.

Textgröße ändern: