Katalonien: Sebstbestimmung ohne jede Diktatur
"Independencia" – "Unabhängigkeit", das ist nicht nur seit Jahren der Schlachtruf der wirtschaftlich blühenden Katalanen, welche für eine Abspaltung ihrer Region von Spanien sind, sondern es ist auch eine Art Lebensgefühl dessen, was ihnen die Europäische Union (EU) mit all ihren Zwängen nicht Ansatzweise geben kann. In diesem Zusammenhang ist es auch zu verstehen, dass die aktuellen Polizeirazzien angeordnet durch die Zentralregierung in Madrid, am Sitz der katalanischen Regionalregierung, fast schon Züge einer kriminellen Diktatur haben!
Ein Referendum , also die Freiheitliche Bekundung des Volkes mit den harten Armen der Militärpolizei unterbinden zu wollen, hat ohnehin nichts mit der so genannt "westlichen Wertegemeinschaft" und in puncto Demokratie zu tun, welche man in Brüssel so gerne vorleben will.
Unterdessen suchen spanische Ermittler der Zentralregierung aus Madrid, zeitgleich in vier katalanischen Ministerien nach Unterlagen, mit denen das Referendum am 1. Oktober vorbereitet werden könnte: Stimmzettel, Wählerlisten, Wahlurnen. Und die Ermittler nahmen überdies 14 Mitarbeiter der Regionalregierung fest, darunter auch einen der Chefplaner des Referendums.
Was hingegen Madrid mit den aktuellen Repressalien bewirken will ist jedermann klar, was es damit letztendlich aber erreichen wird ist: Nichts! Je härter die politische Kaste um Ministerpräsident Mariano Rajoy gegen friedliche Katalanen auf ihrem Weg zur Unabhängigkeit durchgreifen lässt, desto mehr stärkt er damit auch nationalistische und EU-kritische Strömungen in ganz Europa, ob in Kurzfrist die Stimmung im Baskenland kippt, kann hierbei nur vermutet werden, die Zeit wird es zeigen…
Dabei steht eines fest, nichts und niemand wird die Katalanen aufhalten, wenn sie tatsächlich mehrheitlich mit JA votieren, was übrigens entgegen den Behauptungen aus Madrid, durchaus mit aktuell (laut Umfragen) mit 41 Prozent – äußerst wahrscheinlich ist. Jeder verzweifelte und aggressive Vorstoß mit Polizeikräften aus Madrid, wird diese Wahrscheinlichkeit noch erhöhen.
Überall in Europa und auf der Welt wollen die Völker mit eigener Kultur, Sprache und Geschichte sich selbst verwalten über sich selbst innerhalb einer staatlichen Ordnung bestimmen. Wo ihnen dieses Selbstbestimmungsrecht der Völker vorenthalten wird, entstehen jahrzehntelange Konfliktherde, welche nicht selten im Terrorismus enden. Ob die Wahrnehmung des Selbstbestimmungsrechts immer automatisch in einen eigenständigen Nationalstaat führen muss, darüber lässt sich streiten. Wenn aber die Mehrheit der Katalanen sich in einem Referendum für die Unabhängigkeit entscheiden, kann kein Spanier und sicher auch keine EU dagegen etwas unternehmen. (I.Bernayev--DTZ)