Frankreich: Le Pen entzieht ihrem Stellvertreter wichtige Kompetenzen
Im Führungsstreit bei Frankreichs rechtspopulistischer Front National (FN) greift Parteichefin Marine Le Pen gegen ihren Stellvertreter Florian Philippot durch. Le Pen entzog dem Vizevorsitzenden am Mittwoch seine bisherige Zuständigkeit für Strategie und Kommunikation, wie sie in einer schriftlichen Erklärung mitteilte. Philippot bleibe stellvertretender Parteichef, habe nun aber keinen besonderen Aufgabenbereich in der Parteiführung mehr.
Mit der Teilentmachtung Philippots reagierte Le Pen auf dessen Weigerung, den Vorsitz über eine von ihm gegründete politische Vereinigung aufzugeben. Dies hatte sie am Dienstag öffentlich gefordert. Da Philippot der Forderung nicht nachgekommen sei, müsse sie nun reagieren. Le Pen sprach in der Erklärung von einem "Interessenskonflikt", in dem sich Philippot wegen seines parallelen Engagements für die Vereinigung "Les Patriotes" befinde. Philippot hatte diese Vereinigung vor der Parlamentswahl im Juni gegründet. Sie sieht sich selbst als Gesprächsplattform innerhalb der Partei. Kritiker werfen Philippot aber vor, "Les Patriotes" als Machthebel in den parteiinternen Streitigkeiten bei der FN einsetzen zu wollen. Der Parteivize hatte bereits am Dienstag erklärt, dass er sein Engagement bei der Vereinigung trotz Le Pens Aufforderung nicht einstellen werde.
Der entschiedene Euro-Gegner Philippot war jahrelang einer der wichtigsten Vertrauten von Parteichefin Le Pen. Er stand für den scharfen Anti-Euro-Kurs, mit dem die FN-Vorsitzende bei der Präsidentschaftswahl im Frühjahr zwar die zweite Runde erreichte, dort aber dem Sozialliberalen Emmanuel Macron deutlich unterlag.
Viele in der FN machen Philippot für diese Niederlage mitverantwortlich und wollen das Thema Euro hintenanstellen. Das Verhältnis zwischen Le Pen und Philippot hat sich zuletzt deutlich abgekühlt. (U.Beriyev--DTZ)