350.000 zusätzliche Pflegebedürftige seit Jahresbeginn registriert
Die Zahl der Pflegebedürftigen, die Leistungen der Pflegeversicherung erhalten, ist seit Jahresbeginn um 350.000 gestiegen. Ende Juni waren rund 3,1 Millionen Menschen bei den Pflegekassen registriert und damit 12,9 Prozent mehr als 2016, wie nach einem Bericht der "Passauer Neuen Presse" (Dienstagausgabe) aus einer Antwort des Bundesgesundheitsministeriums auf eine Linken-Anfrage hervorgeht. 2016 lag die Zahl der Pflegebedürftigen bei rund 2,75 Millionen.
Im Vergleich zum Jahr 1999 ist die Zahl der Pflegebedürftigen damit um mehr als die Hälfte (54 Prozent) gestiegen. Wie aus der Antwort des Ministeriums weiter hervorgeht, werden heute auch deutlich mehr Menschen ausschließlich zu Hause von ihren Angehörigen versorgt. Hier stieg die Zahl von einer Million im Jahr 1999 auf 1,4 Millionen im Jahr 2015. Die Hälfte der Pflegebedürftigen wurde 2015 daheim betreut. Seit 1999 nahm auch das Pflegepersonal erheblich zu. Während bei ambulanten Pflegediensten 1999 rund 183.000 Menschen beschäftigt waren, waren es 2015 schon 355?000. In Pflegeheimen stieg die Zahl der Beschäftigten von 441.000 auf 730.000.
Die Linksfraktion sieht "einen gewaltigen politischen Handlungsbedarf". "Die bisherige Politik setzt auf Angehörige als Ersatzpflegedienst der Nation", kritisierte Vizefraktionschefin Sabine Zimmermann in der "Passauer Neuen Presse". Während in Pflegeheimen wegen fehlender Pflegekräfte Aufnahmestopps verhängt würden, "sollen die Angehörigen noch stärker in die Bresche springen".
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte am Wochenende in einem Zeitungsinterview erklärt, sie wolle sich für eine bessere Bezahlung von Pflegekräften und einen neuen Personalschlüssel einsetzen. Ihr SPD-Herausforderer Martin Schulz versprach am Montagabend in der ARD-"Wahlarena" für den Fall eines Wahlsiegs seiner Partei einen "Neustart in der Pflege". (V.Korablyov--DTZ)