UN-Medaille für Vermittler bei Freilassung nigerianischer Schülerinnen
Für seinen beherzten Einsatz bei der Freilassung dutzender nigerianischer Schülerinnen aus dreijähriger Geiselhaft ist der nigerianische Rechtsanwalt Zannah Mustapha am Montag mit der Nansen-Medaille des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) ausgezeichnet worden. In einer UNHCR-Erklärung wurde Mustaphas herausragende Rolle als Vermittler ebenso gewürdigt wie seine Unterstützung für Kinder, die Opfer des Konflikts mit der Islamistengruppe Boko Haram wurden.
Mustapha ist im Nordosten Nigerias eine bekannte Figur; unter anderem vertrat er die Familie des Boko-Haram-Gründers Mohammed Yusuf, der 2009 im Polizeigewahrsam starb.
An den Verhandlungen zur Freilassung von 219 durch Boko Haram verschleppte Mädchen war und ist der Anwalt maßgeblich beteiligt. Die Entführung der zwölf- bis 17-jährigen Schülerinnen im Jahr 2014 in der Stadt Chibok hatte international für Entsetzen gesorgt. Das Schicksal der Mädchen wurde zu einem Symbol für den Konflikt mit der Islamistengruppe.
Insgesamt 106 Mädchen kamen mittlerweile frei oder konnten fliehen. Boko Haram hatte die Schülerinnen nach längeren Verhandlungen unter internationaler Vermittlung freigelassen. Im Gegenzug entließ die Regierung inhaftierte Boko-Haram-Kämpfer.
Auch an den Verhandlungen zur Freilassung der weiter in Geiselhaft befindlichen Schülerinnen ist Mustapha nach eigenen Angaben beteiligt. Der Nachrichtenagentur AFP sagte er, dass er "zu hundert Prozent" mit ihrer Freilassung rechne.
Vor zehn Jahren hatte der Anwalt in Maiduguri, der Hauptstadt des nordöstlichen Bundesstaats Borno, die private Future Prowess Islamic Foundation School ins Leben gerufen. Sie erwies sich für Kinder, insbesondere Mädchen, im Konfliktgebiet als lebenswichtig.
Angesichts des Erfolgs der Grundschule eröffnete Mustapha im vergangenen Jahr eine weitere Einrichtung mit kostenlosem Unterricht für 88 vor der Gewalt geflohene Kinder. Zu ihnen gehören auch solche, deren Eltern Soldaten oder Boko-Haram-Kämpfer sind.
Rund 10,5 Millionen Kinder in Nigeria gehen nach Angaben des UN-Kinderhilfswerks Unicef nicht zur Schule. Das ist der höchste Stand weltweit. Drei Fünftel der betroffenen Kinder sind Mädchen. Viele von ihnen leben im Nordosten des Landes, wo das Bildungssystem angesichts der Anschläge von Boko Haram in den vergangenen Jahren stark gelitten hat.
Boko Haram kämpft seit Jahren für die Errichtung eines islamischen Gottesstaats im mehrheitlich muslimischen Nordosten Nigerias.
(V.Sørensen--DTZ)