Neuer Anschlag lässt Sorge vor Neuauflage des Biafra-Konflikts wachsen
40 Jahre nach Beginn des blutigen Biafra-Kriegs nehmen die ethnischen Spannungen in der nigerianischen Region wieder massiv zu. Bewaffnete Männer eröffneten nach Polizeiangaben vom Samstag in der Stadt Asaba das Feuer auf Händler eines Marktes, der vor allem von muslimischen Zuwanderern aus Nordnigeria besucht wird, und töteten dabei vier Menschen. Die örtliche Polizei vermutete die Rebellengruppe "Indigenes Volk von Biafra" (IPOB) hinter dem Anschlag. Erst am Freitag hatte Nigerias Regierung die IPOB als "Terrororganistion" eingestuft.
Die Biafra-Rebellen fordern einen unabhängigen Staat für das mehrheitlich christliche Volk der Igbo im Südosten Nigerias. Der Vielvölkerstaat wird etwa zu gleichen Teilen von Christen und Muslimen besiedelt. Christen im Süden des Landes beklagen eine Dominanz der Muslime aus Nordnigeria.
Der 1967 begonnene Bürgerkrieg zur Abspaltung Biafras von Nigeria war einer der blutigsten Konflikte seit dem Zweiten Weltkrieg. Im Verlauf des 30-monatigen Kriegs starben rund eine Million Menschen. Der Konflikt endete mit einer Niederlage der Biafra-Rebellen.
In den vergangenen Tagen hatte es eine Reihe blutiger Angriffe auf Polizeikräfte gegeben, für die die Behörden die IPOB-Rebellen verantwortlich machten. Die Menschenrechtsgruppierung Amnesty International stufte die neuen Spannungen in der Biafra-Region als "zutiefst Besorgnis erregend" ein.
Das nigerianische Verteidigungsministerium warf der IPOB am Freitag vor, "die Öffentlichkeit zu terrorisieren". Es handle sich um eine "militante Terrororganisation", sagte Ministeriumssprecher John Enenche. Die IPOB warf wiederum den Streitkräften gewaltsame Übergriffe gegen ihre Aktivisten vor.
(V.Sørensen--DTZ)