btw17: Özdemir verschärft verbal Kritik an der FDP
Vor den Parteitagen von Grünen und FDP verschärft Grünen-Spitzenkandidat Cem Özdemir seine Kritik an den Liberalen. "Eine FDP, die Alleinerziehende, Langzeitarbeitslose und Leute mit wenig Geld alleine lassen will und vom Klimaschutz nichts wissen will, tut unserem Land nicht gut", sagte Özdemir in einem aktuellen Interview. "Wenn Teile der FDP die menschengemachte Klimaerhitzung leugnen und die CDU beim Thema Flüchtlinge von rechts überholen, dann ist das nichts anderes als eine Verführungsrhetorik à la Trump."
Aktuellen Umfragen zufolge ist ein "Jamaika"-Bündnis aus Union, Grünen und FDP neben einer erneuten großen Koalition das rechnerisch und politisch einzig denkbare Bündnis nach der Bundestagswahl. Allerdings hatten sich Özdemir und seine Ko-Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckardt ebenso wie FDP-Chef Christian Lindner in den vergangenen Tagen mehrfach aus inhaltlichen Gründen voneinander distanziert. Am Sonntag stimmen sich beide Parteien in Berlin auf Parteitagen auf den Wahlkampfendspurt ein. Özdemir kritisierte auch die Haltung Lindners zu Russland. "Wir brauchen keine Diktatoren-Versteher, sondern eine Außenpolitik, die auf unseren Werten aufbaut", sagte er. Lindner hatte für Aufsehen gesorgt mit der Forderung, die deutsche Russlandpolitik zu korrigieren und die Annexion der Krim als "dauerhaftes Provisorium" zu behandeln.
Özdemir sieht allerdings auch bei möglichen Koalitionsverhandlungen mit der Union Schwierigkeiten. "Das wird nicht einfach mit der CDU, und dann gibt es ja auch immer noch die bucklige Verwandtschaft von der CSU", sagte er dem "Mannheimer Morgen" von Samstag. "Viele in der Union wollen lieber mit der FDP eine Retro-Koalition bilden." Da werde es "beinharte Gespräche geben, da muss man sich keine Illusionen machen".
Grundsätzlich schloss Özdemir eine Koalition mit Union und FDP aber nicht aus. "Natürlich müssen demokratische Parteien untereinander gesprächsbereit sein, das ist eine Binsenwahrheit. Sonst gibt es ja nur eine große Koalition, und das kann niemand ernsthaft hoffen", sagte er dem "Mannheimer Morgen". "Grundsätzliche Gesprächsbereitschaft gehört zur demokratischen Verantwortung, außer - wie ohne Sinn und Verstand nicht anders zu erwarten (Anm. d. Red), mit einer Partei – der AfD." (P.Tomczyk--DTZ)