Deutsche Tageszeitung - Zweite Nacht in Folge mit gewalttätigen Corona-Demos in den Niederlanden

Zweite Nacht in Folge mit gewalttätigen Corona-Demos in den Niederlanden


Zweite Nacht in Folge mit gewalttätigen Corona-Demos in den Niederlanden
Zweite Nacht in Folge mit gewalttätigen Corona-Demos in den Niederlanden / Foto: ©

Die zweite Nacht in Folge sind Proteste gegen Corona-Beschränkungen in den Niederlanden in Gewalt umgeschlagen. Nach massiven Ausschreitungen in Rotterdam gab es in der Nacht zum Sonntag Krawalle in Den Haag. Hunderte Menschen setzten Fahrräder in Brand und bewarfen Polizisten mit Steinen, wie ein AFP-Korrespondent berichtete. Auch in anderen europäischen Städten gingen am Wochenende Corona-Maßnahmen-Gegner auf die Straße; an einer Kundgebung in Wien nahmen auch Rechtsextreme und Neonazis teil.

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Die Demonstranten in Den Haag bewarfen Polizisten auch mit Feuerwerkskörpern, wie der AFP-Reporter schilderte. Die Polizei drängte Gruppen von Demonstranten zurück und setzte einen Wasserwerfer ein, um einen Brand an einer verkehrsreichen Kreuzung zu löschen. Berittene Polizei und Beamte auf Fahrrädern patrouillierten durch Den Haag. 19 Menschen wurden festgenommen.

Fünf Beamte wurden nach Polizeiangaben verletzt. Einer von ihnen musste demnach wegen eines Schädel-Hirn-Traumas im Krankenhaus behandelt werden. Laut Polizei wurde bei den Krawallen auch das Fenster eines Krankenwagens zerstört, der gerade einen Patienten transportierte.

Der Betreiber eines Pizza-Imbisses in Den Haag sagte AFP, die Demonstranten seien wütend über den Teil-Lockdown und Beschränkungen für Ungeimpfte. Allerdings seien auch die Polizeibeamten nicht ruhig geblieben. Sie hätten Menschen aus seinem Laden gezogen und "mir ohne Grund auf den Kopf geschlagen", sagte Ferdi Yilmaz.

Wie der öffentlich-rechtliche Sender NOS berichtete, bewarfen auch im zentralniederländischen Urk und in Städten der südlichen Provinz Limburg junge Demonstranten die Polizei mit Gegenständen. In den Städten Alkmaar und Almelo mussten Fußballspiele für mehrere Minuten unterbrochen werden, nachdem die Stadien von wütenden Fans gestürmt wurden. Wegen der Corona-Infektionslage sind bei Fußballspielen derzeit keine Zuschauer zugelassen.

Bereits am Freitagabend war es bei einer Protestkundgebung in Rotterdam zu Ausschreitungen gekommen. Randalierer bewarfen dort Polizisten und Feuerwehrleute mit Steinen, zündeten Feuerwerkskörper und setzten Elektro-Roller in Brand. Polizisten gaben zunächst Warnschüsse und dann gezielte Schüsse ab.

Mindestens sieben Menschen wurden verletzt, darunter auch mehrere Polizisten. Rotterdams Bürgermeister Ahmed Aboutaleb sprach von einer "Orgie der Gewalt". Auch der niederländische Justizminister Ferd Grapperhaus äußerte sich entsetzt über die "extreme Gewalt" und kündigte ein hartes Vorgehen gegen Randalierer an.

51 Menschen wurden der Polizei zufolge festgenommen. Etwa die Hälfte von ihnen sei minderjährig. Grapperhaus sagte dem Sender NPO, einige der Verdächtigen hätten Verbindungen zu Fußball-Hooligans und "Gruppen, die oftmals Verbindungen zu anderen Arten der organisierten Kriminalität" hätten.

Eine Protestkundgebung, die am Samstag tagsüber in Amsterdam stattfand, blieb weitgehend ruhig. An ihr beteiligten sich mehrere tausend Menschen. Rund 1000 weitere Gegner der Corona-Restriktionen versammelten sich in der Stadt Breda nahe der belgischen Grenze. "Die Menschen wollen leben, deshalb sind wir hier", sagte Protest-Organisator Joost Eras.

In den Niederlanden gilt wegen steigender Corona-Infektionszahlen seit einer Woche wieder ein Teil-Lockdown. Die Bürger dürfen sich nur mit maximal vier weiteren Menschen in ihren Wohnungen treffen, Arbeitnehmer sollen möglichst im Homeoffice arbeiten. Geschäfte müssen früher schließen. Außerdem ist derzeit eine 2G-Regelung für manche Orte in Planung. Damit hätten dort nur noch gegen Corona Geimpfte und von Covid-19 Genesene Zutritt.

Auch in anderen Ländern wie Kroatien, Schweden und Dänemark fanden am Wochenende Demonstrationen gegen die Restriktionen zur Eindämmung der neuen Corona-Welle statt.

In Wien protestierten am Samstag zehntausende Menschen gegen den ab Montag in ganz Österreich geltenden Lockdown und die Einführung einer Corona-Impfpflicht. Neben "besorgten Bürgerinnen und Bürgern" hätten an dem Protest auch Personen aus der rechtsextremen Szene und altbekannte Neonazis teilgenommen, sagte Innenminister Karl Nehammer am Sonntag. Er verurteilte zudem Holocaust-Verharmlosungen durch Teilnehmer der Demonstration.

(I.Beryonev--DTZ)

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