Ermittler machen bei Aufklärung der Attentate in Katalonien Fortschritte
Die spanischen Ermittler machen bei der Aufklärung des Doppelanschlags von Barcelona und Cambrils Fortschritte: Die Ermittler verbreiteten am Samstag ein Fahndungsfoto des 22-jährigen Marokkaners Younes Abouyaaqoub. Er ist möglicherweise der Letzte aus der zwölfköpfigen Terrorzelle, der noch auf freiem Fuß ist. Spaniens Innenminister Juan Ignacio Zoido erklärte, die Terrorzelle sei inzwischen "zerschlagen" - der Innenminister der Region Katalonien, Joaquim Form, verwies jedoch darauf, dass die "Arbeit noch nicht beendet" sei.
Der Gesuchte Abouyaaqoub könnte nach Informationen spanischer Medien der Fahrer des Lieferwagens sein, der am Donnerstag auf der Flaniermeile Las Ramblas in die Menschenmenge gerast war. Diese Medienberichte bestätigte die katalanische Polizei indes nicht. Sie unterstrich, dass weiterhin nicht feststehe, wer den Lieferwagen gesteuert habe. Bei dem Anschlag wurden 13 Menschen getötet und mehr als 120 verletzt.
Den Ermittlungen zufolge soll eine Terrorzelle von zwölf Beteiligten für den Anschlag von Barcelona und den in der Nacht zum Freitag folgenden Anschlag von Cambrils verantwortlich sein, bei dem eine Frau getötet und sechs weitere Menschen verletzt wurden. Die Terrorzelle soll von den Orten Ripoll und Alcanar in Katalonien aus agiert haben. Nachdem sich in Alcanar in der Nacht zum Donnerstag eine Explosion ereignete, bei der ein Wohnhaus zerstört wurde, änderten die Attentäter den Ermittlern zufolge ihre Planungen und verübten die Anschläge ohne Sprengstoff.
In Ripoll wurde am Samstag die Wohnung eines Imams durchsucht, der nach Informationen der Tageszeitung "El País" möglicherweise bei der Explosion in Alcanar getötet wurde.
Die Äußerung von Spaniens Innenminister Zoido über die angebliche Zerschlagung der Terrorzelle löste in der katalonischen Regionalregierung Verärgerung aus. Es sei die katalinsche Polizei, die die Ermittlungen leite, stellte ihr Sprecher Albert Oliva klar. "Wir werden selbst das abschließende Ergebnis bekanntgeben", fügte Oliva hinzu.
Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) sagte bei einem Solidaritätsbesuch am gestrigen Samstag in Barcelona, es werde trotz der Attentate keine Reisewarnungen für Spanien geben: "Wir wissen, dass die Terroristen versuchen, Angst und Schrecken in den Demokratien zu verbreiten". Es gebe "keine absolute Sicherheit gegenüber feigen Mördern". Zuvor hatte Gabriel auf den Ramblas ein Blumengebinde niedergelegt.
Bei den Anschlägen von Barcelona und Cambrils waren insgesamt 14 Menschen getötet worden. Mehr als 120 weitere wurden verletzt, darunter mindestens 13 Deutsche. Am Samstag befanden sich noch 59 Verletzte zur Behandlung im Krankenhaus, 15 schwebten in Lebensgefahr. König Felipe VI. und Königin Letizia besuchten mehrere Opfer der Anschläge im Hospital del Mar in Barcelona am Krankenbett.
Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS), die sich bereits zu dem Anschlag von Barcelona bekannt hatte, nahm nun auch den Anschlag von Cambrils für sich in Anspruch. "Zwei Dschihadisten-Einheiten" hätten die Angriffe auf "Kreuzritter" in Cambrils und Barcelona verübt, erklärte das IS-Sprachrohr Amaq am Samstag.
Zu der Terrorzelle zählte den Ermittlungen zufolge ein marokkanisches Bruderpaar - der 17-jährige Moussa Oukabir, der zusammen mit vier weiteren mutmaßlichen Attentätern in Cambrils erschossen wurde, und sein 27-jähriger Bruder Driss Oukabir, der in Ripoll festgenommen wurde. Der 17-Jährige war zunächst als möglicher Fahrer des Lieferwagens bei dem Anschlag in Barcelona genannt worden. (W.Novokshonov--DTZ)