Russland: Udalzow ruft zu Boykott von Präsidentschaftswahl auf
Der russische Putin-Kritiker Sergej Udalzow hat nach seiner Freilassung aus jahrelanger Haft zum Boykott der Präsidentschaftswahl im kommenden Jahr aufgerufen. Am Donnerstag nannte der linke Oppositionspolitiker die für März 2018 angesetzte Wahl "unehrlich" und kritisierte, dass russische Behörden unliebsame Kandidaten von den Wahlen ausschließen würden. "Meine Meinung: Die Wahl muss boykottiert werden", sagte Udalzow in Moskau.
Er war am Dienstag nach viereinhalb Jahren aus dem Straflager in der Region Tambow südöstlich von Moskau entlassen worden. Ein Moskauer Gericht hatte den heute 40-Jährigen im Sommer 2014 wegen Protesten gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin verurteilt. Er wurde für schuldig befunden, vor Putins dritter Amtszeit im Jahr 2012 "Massenunruhen" zum Sturz der Regierung organisiert zu haben. Im Gefängnis war er mehrfach in Hungerstreik getreten.
"All die Jahre hat sich nichts zum Guten verändert", befand der ehemalige Chef einer linksradikalen Gruppe aktuell und prangerte besonders die angeblich "neoliberale" Wirtschaftspolitik der Regierung in Moskau an. Zwar plane er selbst keine Kandidatur bei der Wahl im März 2018, da seine eigenen Verurteilungen "rechtliche Hindernisse" darstellten. Er wünsche sich aber, dass in der linken Opposition ein "junges, neues Gesicht" auftauche.
Erwartet wird, dass der amtierende Präsident Putin eine weitere Amtszeit anstrebt, auch wenn er seine Kandidatur bisher noch nicht verkündet hat. Putin-Kritiker Alexej Nawalny will ebenfalls als Präsidentschaftskandidat antreten. Noch ist aber unklar, ob seine Kandidatur erlaubt wird. (V.Sørensen--DTZ)