Terrorermittlungen nach Autoattacke auf Soldaten nahe Paris
Nach einer Autoattacke auf Soldaten nahe Paris mit sechs Verletzten haben die französischen Behörden Terrorermittlungen eingeleitet. Der mutmaßliche Täter wurde Stunden nach dem Angriff bei einer wilden Verfolgungsjagd in Nordfrankreich angeschossen und festgenommen, wie am gestrigen Mittwoch aus Ermittlerkreisen verlautete. Die Anti-Terror-Abteilung der Pariser Staatsanwaltschaft nahm Ermittlungen wegen terroristisch motivierter Mordversuche auf.
Die Soldaten wurden am Mittwochmorgen kurz vor acht Uhr im nordwestlich an Paris angrenzenden Levallois-Perret angegriffen. Ein BMW rammte die Männer, die im Zuge der Anti-Terror-Mission "Sentinelle" (Wache oder Wachposten) eine Patrouille begannen.
Innenminister Gérard Collomb sagte, das Auto habe sich den Soldaten erst langsam genähert und dann beschleunigt, "um sie rammen zu können". Der Minister sagte weiter: "Wir wissen, dass es Absicht war und kein Unfall." Bürgermeister Patrick Balkany sagte im Fernsehsender BFMTV, das Auto habe auf die Soldaten gewartet und sei dann auf sie zugerast.
Von den sechs verletzten Soldaten erlitten drei "schwerere" Verletzungen, schwebten aber nicht in Lebensgefahr, wie Verteidigungsministerin Florence Parly mitteilte. Später stellte sie klar, es handle sich nicht um sehr schwere Verletzungen.
Die Polizei leitete umgehend nach der Attacke eine Großfahndung nach dem Fahrzeug ein. Am frühen Nachmittag wurde der BMW dann auf einer Autobahn zwischen den nordfranzösischen Städten Boulogne-sur-Mer und Calais aufgespürt. Bei einer Verfolgungsjagd rammte der flüchtende Fahrer mindestens einen Wagen. Spezialeinheiten der Polizei eröffneten das Feuer, konnten das Tatfahrzeug stoppen und den Mann festnehmen.
Bei dem 1980 geborenen Verdächtigen handle es sich mutmaßlich um den Täter, hieß es aus Justizkreisen. "Er war im gesuchten Auto und hat versucht zu fliehen." Es müsse aber geprüft werden, ob tatsächlich er die Soldaten angefahren habe. Weitere Angaben zu seiner Person und zu möglichen Motiven wurden zunächst nicht gemacht. Premierminister Edouard Philippe sagte in der Nationalversammlung in Paris, die Sicherheitskräfte hätten binnen kurzer Zeit den "Hauptverdächtigen" festnehmen können.
Verteidigungsministerin Parly verurteilte die Autoattacke als "feige Tat". Der Angriff werde nicht die "Entschlossenheit der Soldaten" mindern, sich für die Sicherheit der Franzosen einzusetzen, erklärte die Ministerin.
Der Inlandseinsatz "Sentinelle" war nach den islamistischen Anschlägen auf die Satirezeitung "Charlie Hebdo" und einen jüdischen Supermarkt im Januar 2015 in Paris ins Leben gerufen worden. Rund 7000 Soldaten patrouillieren vor Synagogen, Flughäfen, Bahnhöfen oder Touristenattraktionen wie dem Pariser Eiffelturm, um Anschläge zu verhindern.
Immer wieder werden die Soldaten aber selbst Ziel von Angriffen. Zuletzt zückte am Samstagabend ein 19-Jähriger bei einer versuchten Attacke am Eiffelturm ein Messer und schrie "Allah ist groß". Der 19-Jährige ließ sich aber widerstandslos festnehmen und wurde in eine psychiatrische Klinik eingewiesen.
In Frankreich sind seit Anfang 2015 bei islamistischen Anschlägen 239 Menschen getötet worden. Seit den Pariser Anschlägen vom 13. November 2015 mit 130 Toten herrscht in dem Land der Ausnahmezustand. Er soll nach dem Willen von Staatschef Emmanuel Macron Anfang November auslaufen. Bis dahin sollen aber Gesetzesverschärfungen im Anti-Terror-Kampf beschlossen werden. (U.Beriyev--DTZ)