US-Präsident Trump warnt Nordkorea vor "Feuer und Wut"
Im Konflikt mit Nordkorea hat US-Präsident Donald Trump den Ton drastisch verschärft: Der Präsident warnte Pjöngjang am Dienstag, die USA würden fortgesetzten Drohungen Nordkoreas mit "Feuer und Wut" begegnen. Pjöngjang drohte daraufhin seinerseits mit einem Angriff auf die Pazifikinsel Guam, auf der rund 6000 US-Soldaten stationiert sind. Führende US-Politiker, die Bundesregierung und Nordkoreas wichtigster Verbündeter China forderten beide Seiten zur Mäßigung auf.
Wenn Nordkorea seine Drohungen nicht beende, müsse es mit einer Reaktion aus "Feuer und Wut" rechnen, "wie sie die Welt noch nicht gesehen hat", sagte Trump in seinem Golfclub in New Jersey. Von einem "Regen der Zerstörung aus der Luft, wie ihn die Welt noch nicht gesehen hat", hatte am 6. August 1945 auch US-Präsident Harry Truman gesprochen, als er den Abwurf der Atombombe auf Hiroshima verkündete. Am Mittwoch gedachte Japan der Opfer des zweiten US-Atombombenabwurfs auf Nagasaki.
Die Antwort aus Pjöngjang auf Trumps apokalyptische Warnung folgte wenige Stunden später: Der Plan, Raketen auf "Gebiete um Guam" abzufeuern, werde "sorgfältig geprüft", meldete die staatliche Nachrichtenagentur KCNA. Sobald Präsident Kim Jong Un den Befehl gebe, werde der Plan umgesetzt.
Am gestrigen Mittwochmorgen legte Trump nach: Das Atomwaffenarsenal seines Landes sei "stärker und mächtiger als je zuvor". Eine seiner ersten Amtshandlungen als Präsident sei es gewesen, dieses Waffenarsenal zu modernisieren, erklärte Trump im Kurzbotschaftendienst Twitter.
US-Außenminister Rex Tillerson brach derweil zu einem geplanten Besuch in Guam auf. Für das US-Außengebiet bestehe keine "unmittelbare Bedrohung", sagte Tillerson im Flugzeug. Er wertete Trumps Drohung als "starke Botschaft" in einer Sprache, die der nordkoreanische Machthaber "verstehen" könne.
Guams Gouverneur Eddie Calvo reagierte gelassen auf die Drohungen aus Pjöngjang. Das US-Außengebiet sei "auf alle Eventualitäten vorbereitet", sagte Calvo in einer Fernsehansprache. Guams Sicherheitsberater George Charfauros sagte, die 162.000 Inselbewohner sollten sich "entspannen und das Paradies genießen".
In den USA gab es jedoch auch Kritik an Trumps verbaler Aufrüstung. Der demokratische Abgeordnete Eliot Engel kritisierte, dass Trump mit seiner Drohung eine "absurde rote Linie" gezogen haben. "Die Sicherheit Amerikas beruht nicht nur auf der Stärke unserer Armee, sondern auch auf der Glaubwürdigkeit unseres Oberkommandierenden", sagte das Mitglied des Auswärtigen Ausschusses des Repräsentantenhauses.
Der republikanische Senator John McCain sagte, "große Führungspersönlichkeiten" drohten ihren Feinden nur, wenn sie auch zum Handeln bereit seien. "Ich bin mir nicht sicher, ob Präsident Trump bereit ist zu handeln", sagte der Vietnamkriegs-Veteran, der vor einer "ernsthaften Konfrontation" mit Nordkorea warnte.
Ein Sprecher des US-Verteidigungsministeriums erklärte, Washington strebe weiterhin eine friedliche Lösung des Konflikts mit Nordkorea an. Die USA seien aber auch bereit, militärische Mittel einzusetzen, um sich selbst und ihre Verbündeten zu verteidigen.
China warnte alle Beteiligten vor einer weiteren Eskalation des Konflikts. Die Lage auf der koreanischen Halbinsel sei "kompliziert und heikel", erklärte das Außenministerium in Peking. Alle Konfliktparteien sollten daher auf eskalierende "Worte und Taten" verzichten.
Auch Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD) rief alle Beteiligten zur Zurückhaltung auf. "Wir verfolgen die rhetorische Eskalation um die koreanische Halbinsel mit größter Sorge", sagte Außenamtssprecher Martin Schäfer im Namen Gabriels. "Weiteres Säbelrasseln wird uns hier sicher nicht weiterhelfen."
Anlass für Trumps Drohung war ein Zeitungsbericht, demzufolge Nordkorea erhebliche Fortschritte bei seinem Raketenprogramm gemacht hat. Pjöngjang habe einen atomaren Sprengkopf entwickelt, der klein genug für seine Interkontinentalraketen sei, berichteten US-Medienkreise unter Berufung auf eine Analyse des US-Militärgeheimdienstes DIA. Das würde bedeuten, dass Nordkorea näher am Ziel einer Atomrakete ist als bisher angenommen.
Pjöngjang treibt trotz internationaler Sanktionen seit Jahren sein Raketen- und Atomwaffenprogramm voran. Im Juli testete Nordkorea zwei Interkontinentalraketen, mit denen das Land nach Einschätzung von Experten das US-Festland treffen könnten. Der UN-Sicherheitsrat verschärfte am Samstag die Strafmaßnahmen gegen Pjöngjang. (W.Novokshonov--DTZ)