Tschechien schließt einen Schweinemastbetrieb auf KZ-Gelände
Der umstrittene Schweinemastbetrieb auf einem ehemaligen KZ-Gelände für Roma in Tschechien wird geschlossen: Wie eine Sprecherin des tschechischen Kultusministers aktuell mitteilte, wurde eine Einigung mit dem Mastbetreiber Agpi erzielt. Demnach ist die Firma zu einer Verlegung des Unternehmens bereit, fordert aber eine Entschädigung - eine Summe wurde nicht genannt. Die endgültige Vereinbarung soll bis Ende September stehen.
Ein Agpi-Vertreter bestätigte, das Unternehmen habe ein Angebot der Regierung angenommen. Er gehe davon aus, dass der Betrieb noch vor der Parlamentswahl im Oktober von dem Gelände in Lety, etwa 75 Kilometer südlich von Prag, wegziehen werde. Ein Aktivist von der Europäischen Antirassistischen Bewegung Egam, Benjamin Abtan, begrüßte die Einigung als "historisch für die Würde der Roma".
Zwischen August 1942 und Mai 1943 waren in dem NS-Konzentrationslager Lety etwa 1300 Roma interniert. Die meisten von ihnen wurden anschließend in das NS-Todeslager Auschwitz-Birkenau deportiert und dort ermordet. Knapp 330 Roma, darunter über 240 Kinder, starben bereits in Lety, viele an Typhus. Insgesamt wurden rund 90 Prozent der tschechischen Roma unter den Nazis getötet.
Der tschechische Präsident Milos Zeman hatte sich Ende Juni gegen die Auflösung der Schweinefarm ausgesprochen und bei Anti-Rassismus-Aktivisten für Empörung gesorgt. Gleichzeitig schien Zeman die Geschichte des Lagers herunterzuspielen. Nach seinen Angaben gab es in Lety ein "Arbeitslager und vielleicht ein KZ".
Die Schweinefarm war noch während der kommunistischen Ära in den 1970er Jahren auf dem Gelände südlich der Hauptstadt Prag errichtet worden. (U.Stolizkaya--DTZ)