Nordkorea lehnt ein Gesprächsangebot von Südkorea vorerst ab
Bei einem seltenen Treffen der Außenminister von Nord- und Südkorea hat Pjöngjang einem Agenturbericht zufolge ein Gesprächsangebot Seouls abgelehnt. Die südkoreanische Chefdiplomatin Kang Kyung Wha kam am Montag am Rande eines Regionalforums der südostasiatischen Staatengemeinschaft Asean in Manila mit ihrem nordkoreanischen Kollegen Ri Hong Yo zusammen, wie die Nachrichtenagentur Yonhap unter Berufung auf einen Vertreter des Außenamts in Seoul meldete.
Bei dem kurzen Zusammentreffen in der philippinischen Hauptstadt schüttelten die beiden Außenminister sich die Hände, wie Yonhap weiter berichtete. Kang habe den nordkoreanischen Außenminister aufgefordert, das Angebot zur Aufnahme von Militärgesprächen anzunehmen. Doch habe Ri dies zurückgewiesen. Zur Begründung habe er gesagt, angesichts der Zusammenarbeit des Südens mit den USA gegen Nordkorea sei ein solcher Vorschlag "unaufrichtig".
Es war das erste Mal seit dem Amtsantritt von Südkoreas neuem Staatschef Moon Jae In im Mai, dass sich zwei Regierungsvertreter der beiden Koreas auf Kabinettsebene trafen. Das Treffen fand einen Tag nach dem Votum des UN-Sicherheitsrats zur drastischen Verschärfung der Handelssanktionen gegen Nordkorea statt.
US-Außenminister Rex Tillerson sagte in Manila, das Votum des Sicherheitsrats zeige, dass die Weltmächte geeint seien in ihrem Willen, die koreanische Halbinsel von Atomwaffen zu befreien. Er bekräftigte vor Journalisten am Rande des Asean-Forums, die Führung in Pjöngjang müsse ihr Raketenprogramm beenden, wenn sie Gespräche mit den USA über ein Ende der Krise führen wolle.
Derweil erklärte das Weiße Haus nach einem Telefonat von US-Präsident Donald Trump und seinem südkoreanischen Kollegen Moon Jae In, die beiden Staatschefs sähen in Nordkorea eine "direkte, ernste und wachsende" Bedrohung. Dies gelte auch für Japan und die meisten anderen Länder der Welt, hieß es in der Mitteilung am Sonntag (Ortszeit) in Washington.
Zugleich mahnte Moon in dem Telefonat, es müsse eine "friedliche und diplomatische Lösung" gefunden werden. Der Süden könne es nicht zulassen, dass "ein weiterer Krieg ausbricht", sagte er laut einer Erklärung des Präsidentenbüros in Seoul in Bezug auf den Korea-Krieg 1953.
Trump begrüßte das Votum des Sicherheitsrats. Er sei "sehr zufrieden und beeindruckt" von der einstimmigen Entscheidung zu den Sanktionen, schrieb Trump am Sonntag (Ortszeit) im Kurzbotschaftendienst Twitter.
Im Atomstreit mit Nordkorea hatte zuvor der wichtigste Verbündete Pjöngjangs den Druck erhöht: China stimmte im UN-Sicherheitsrat der Verschärfung von Sanktionen gegen Nordkorea zu und forderte das Land am Sonntag indirekt auf, seine Atom- und Raketentests zu stoppen.
Chinas Außenminister Wang Yi sprach sich zudem für eine Wiederaufnahme der Sechser-Gespräche über das nordkoreanische Atomprogramm aus. Die Gespräche, für die China die USA, Russland, Japan sowie Nord- und Südkorea an einen Tisch holte, liegen seit Jahren auf Eis.
Durch die Sanktionen sollen der Regierung in Pjöngjang rund eine Milliarde Dollar (rund 843 Millionen Euro) an Einnahmen aus Exporten entzogen werden, das entspricht einem Drittel der Summe aller Ausfuhren aus Nordkorea. Der Exportbann betrifft Kohle, Stahl und Eisen, Blei, Fisch und Meeresfrüchte. Die USA hatten begonnen, mit Peking über neue Sanktionen zu verhandeln, nachdem Nordkorea am 4. Juli erstmals eine Interkontinentalrakete getestet hatte. Ein zweiter Test am 28. Juli nährte die Befürchtungen, Nordkorea treibe die Entwicklung einer Rakete voran, die US-Festland erreichen würde.
Nordkorea hat seit 2006 Land fünf Atomwaffentests vorgenommen, davon zwei im vergangenen Jahr. Trotz bereits bestehender umfassender Sanktionen treibt das Land seit Jahren sein Atomwaffenprogramm voran. (U.Stolizkaya--DTZ)