Deutsche Tageszeitung - Abschiebungen aus Deutschland nach Griechenland nun möglich

Abschiebungen aus Deutschland nach Griechenland nun möglich


Abschiebungen aus Deutschland nach Griechenland nun möglich
Abschiebungen aus Deutschland nach Griechenland nun möglich / Foto: ©

Deutschland kann erstmals seit 2011 wieder Flüchtlinge nach Griechenland abschieben. Der griechische Migrationsminister Ioannis Mouzalas sagte dem ARD-Magazin "Report Mainz", die Regierung in Athen habe vor kurzem der Abschiebung der ersten Flüchtlinge nach den Dublin-Regeln zugestimmt. Derzeit arbeiteten die Asylbehörden beider Länder an den praktischen Vorbereitungen für die Abschiebungen. Die Sendung wird am Dienstag (08.08.2017) ausgestrahlt.

Textgröße ändern:

Die Wiederaufnahme der Dublin-Regeln soll demnach für Flüchtlinge gelten, die nach März 2017 aus Griechenland in andere EU-Länder weitergereist sind. Seit dem Jahr 2011 waren Abschiebungen gemäß der Dublin-Regeln nach Griechenland wegen der dort vorherrschenden Mängel im Asylsystem ausgesetzt.

Die Dublin-Regeln sehen vor, dass Asylbewerber in das Land abgeschoben werden können, in dem sie zuerst die Europäische Union (EU) betreten haben, in den meisten Fällen also Italien und Griechenland. Dort soll ihr Asylverfahren bearbeitet und abgeschlossen werden. Nun wenden Deutschland und mehrere weitere EU-Länder erstmals seit 2011 die Dublin-Regeln für Griechenland wieder an und können Asylbewerber dorthin zurückführen.

Das Bundesinnenministerium teilte "Report Mainz" mit, Deutschland orientiere sich an der Empfehlung der EU-Kommission vom Dezember 2016, wonach Überstellungen nach Griechenland unter engen Voraussetzungen wieder aufgenommen werden könnten. Bis Ende Juli 2017 wurden "auf dieser Grundlage bislang insgesamt 392 Übernahmeersuchen an Griechenland gerichtet", so das Ministerium. Der "konkrete Überstellungstermin" hänge von der Antwort der zuständigen Ausländerbehörde ab.

"Wir haben gerade erstmals eine kleine Anzahl an Dublin-Fällen aus Deutschland und einigen weiteren EU-Ländern genehmigt", sagte Migrationsminister Mouzalas. "Es gab Druck aus EU-Ländern, dass wir wieder Abschiebungen nach Griechenland akzeptieren", fügte der Minister hinzu. Er verstehe, "dass die Regierungen ihrer Bevölkerung zeigen wollen, dass sie etwas tun".

Pro Asyl kritisierte die Wiederaufnahme der Dublin-Abschiebungen scharf. "Das ist ein Sündenfall. Die Situation in Griechenland ist nach wie vor katastrophal, viele Flüchtlinge leben in Obdachlosigkeit, das Land braucht dringend mehr Entlastung", sagte der Europa-Referent der Menschenrechtsorganisation, Karl Kopp, in der Sendung. "Dahin kann man doch nicht zurückschieben. Wir werden uns mit allen rechtlichen Mitteln dagegen wehren."

Der EU-Kommissar für Migration, Dimitris Avramopoulos, verteidigte die Abschiebungen nach Griechenland. "Das Dublin-System ist zwar kaputt. Aber es ist weiterhin in Kraft, bis wir ein neues System geschaffen haben", sagte er "Report Mainz". "Das ist eine Art Grauzone momentan." Die EU arbeite derzeit an neuen Regelungen und wolle noch in diesem Jahr zu einem Ergebnis kommen.  (S.A.Dudajev--DTZ)

Empfohlen

Slowakischer Regierungschef Fico von Putin im Kreml empfangen

Der slowakische Ministerpräsident Robert Fico ist russischen Medienberichten zufolge am Sonntag von Kreml-Chef Wladimir Putin in Moskau empfangen worden. "Putin führt derzeit im Kreml Gespräche mit dem slowakischen Ministerpräsidenten Fico", schrieb der russische Fernsehjournalist Pawel Sarubin, der als Kreml-Insider gilt, im Onlinedienst Telegram. Er verbreitete zudem ein kurzes Video, das Putin und Fico zeigt.

Syriens neue Machthaber wollen alle Waffen unter staatliche Kontrolle stellen

Syriens neue Machthaber wollen alle Waffen im Land unter staatliche Kontrolle stellen. Der Chef der islamistischen Miliz Hajat Tahrir al-Schams (HTS), Ahmed al-Scharaa, sagte am Sonntag bei einer Pressekonferenz mit dem türkischen Außenminister Hakan Fidan, alle bewaffneten Gruppen in Syrien würden bald "ihre Auflösung" bekanntgeben und sich der Armee anschließen.

Mindestrente und Nein zum EU-Beitritt der Ukraine: BSW stellt Kurzwahlprogramm vor

Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) hat ein "Kurzwahlprogramm" für die Bundestagswahl vorgestellt. Das am Sonntag veröffentlichte Programm mit dem Titel "Unser Land verdient mehr!" umfasst acht Seiten. Es legt mit einem Mietpreisstopp und einer Mindestrente einen besonderen Fokus auf die Sozialpolitik. Zudem fordert es auch eine Rücknahme des Verbrenner-Aus bei Autos und des Heizungsgesetzes. In der Außenpolitik steht ein Nein zum EU-Beitritt der Ukraine.

Neue Machthaber in Syrien starten diplomatische Offensive

Zwei Wochen nach dem Umsturz in Syrien haben die neuen Machthaber eine diplomatische Offensive gestartet. Am Samstag gab die islamistische Miliz Hajat Tahrir al-Schams (HTS) die Ernennung eines neuen Außenministers bekannt, am Sonntag empfing HTS-Chef Ahmed al-Scharaa in Damaskus den türkischen Außenminister Hakan Fidan. Zudem kündigte al-Scharaa an, die syrische Einflussnahme im benachbarten Libanon drastisch zurückfahren.

Textgröße ändern: