Gemischte Signale der USA nach nordkoreanischen Raketentests
Nach den jüngsten nordkoreanischen Raketentests senden die USA gemischte Signale an das kommunistische Land. Das Weiße Haus teilte mit, "alle Optionen" seien auf dem Tisch. Nach Angaben eines US-Senators soll Präsident Donald Trump sogar zum Krieg bereit sein. Außenminister Rex Tillerson richtete jedoch beschwichtigende Worte an Pjöngjang: "Wir sind nicht Ihr Feind und auch nicht Ihre Bedrohung", sagte er.
Am Freitag hatte Nordkorea zum zweiten Mal innerhalb eines Monats eine Interkontinentalrakete abgefeuert. Die erste Rakete hatte nach Angaben von Experten eine potenzielle Reichweite bis zum nordwestlichen US-Bundesstaat Alaska. Die zweite getestete Rakete könnte nach Einschätzung mancher Fachleute sogar die US-Ostküste erreichen.
Trump sagte am Montag lediglich, seine Regierung werde mit dem Nordkorea-Problem "umgehen". Was dies bedeuten könnte, legte seine Sprecherin Sarah Huckabee Sanders am Tag darauf nicht konkret dar. Sie sagte, die Regierung "wägt alle Optionen ab", um das nordkoreanische Atom- und Raketenprogramm zu stoppen.
Der republikanische Senator Lindsey Graham sagte, Trump habe ihm versichert, dass er vor einer militärischen Antwort nicht zurückschrecke. "Es wird einen Krieg mit Nordkorea wegen des Raketenprogramms geben, wenn sie weiterhin versuchen, Amerika mit einer Interkontinentalrakete zu treffen", berichtete Graham nach Gesprächen mit dem Präsidenten im Sender NBC News. "Er hat es mir gesagt und ich glaube ihm", sagte der als außenpolitischer Hardliner geltende Senator.
Tillerson gab sich hingegen versöhnlich: "Wir streben keinen Regimewechsel an, wir streben nicht den Zusammenbruch des Regimes an." Auch arbeiteten die USA nicht auf "eine beschleunigte Wiedervereinigung" von Nord- und Südkorea hin. Ebenso wenig suche seine Regierung einen Vorwand, um die US-Armee in den Norden zu schicken.
Allerdings stelle Nordkorea eine "für uns eine nicht hinnehmbare Bedrohung dar, und darauf müssen wir antworten", sagte der Außenminister. Washington sei weiterhin zu Gesprächen mit der Führung in Pjöngjang bereit, wenn diese akzeptiere, dass sie abrüsten müsse. Am Wochenende hatte die US-Regierung allerdings die internationalen Gespräche mit Nordkorea für beendet erklärt.
Die USA feuerten ihrerseits testweise eine Interkontinentalrakete ab. Die Rakete des Typs Minuteman III stieg nach Angaben der Luftwaffe von der Vandenberg-Basis im US-Bundesstaat Kalifornien auf und stürzte nach einem Flug von rund 6760 Kilometern nahe des zu den Marshall-Inseln gehörenden Kwajalein-Atolls in den Südpazifik.
Der Testflug der nicht mit atomaren Sprengköpfen bestückten Rakete sei "keine Antwort auf die nordkoreanischen Handlungen" gewesen, erklärte das zuständige Kommandozentrum der Air Force. Der Test zeige aber, dass die atomaren Einsatzkapazitäten "effektiv und bereit" seien.
Im Zuge des Konflikts mit Nordkorea hat Washington auch ein Verbot für US-Bürger verhängt, in das ostasiatische Land zu reisen. Dieses Verbot soll am 1. September in Kraft treten, wie am Mittwoch bekanntgegeben wurde. Das Reiseverbot soll für ein Jahr gelten. Unter bestimmten Umständen sind Ausnahmen für Reisen aus humanitären Gründen sowie für Journalisten möglich.
Als Begründung hatte das US-Außenministerium das "hohe Risiko" von Festnahmen und langen Haftstrafen in Nordkorea genannt. Beschlossen worden war das Verbot nach dem Tod des in Nordkorea inhaftierten US-Studenten Otto Warmbier. Der 22-Jährige war während eines Nordkorea-Besuchs im März 2016 wegen Diebstahls eines Propaganda-Posters zu 15 Jahren Arbeitslager verurteilt worden. Er fiel ins Koma und wurde schließlich "aus humanitären Gründen" freigelassen. Wenige Tage nach seiner Rückkehr in die USA starb er.
(P.Tomczyk--DTZ)