Islamische Staaten verurteilen Israels Vorgehen in Al-Aksa-Krise
Die Mitglieder der Organisation für Islamische Kooperation (OIC) haben Israel im Streit um die Al-Aksa-Moschee in Jerusalem "provokative Handlungen" vorgeworfen. Die OIC-Staaten verurteilten bei einem Krisentreffen in Istanbul am gestrigen Dienstagabend (01.08.2017) insbesondere die Schließung des Zugangs zur Moschee und das Verbot für Palästinenser, an den "heiligen Orten Jerusalems" zu beten. Das Heiligtum, das von Juden als Tempelberg verehrt wird, gehöre "dem Islam".
Die Außenminister der OIC-Staaten warnten Israel in ihrer Abschlusserklärung zudem vor jeder Maßnahme, die "das Recht der Palästinenser auf die Ausübung der vollen Souveränität über Ost-Jerusalem als Hauptstadt eines palästinensischen Staates beschränkt". Israel hatte Ost-Jerusalem einschließlich des Tempelbergs 1967 besetzt und später annektiert.
Zu Beginn des Krisentreffens in Istanbul hatte der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu die muslimischen Staaten aufgerufen, die Palästinenser "mit Taten, statt nur mit Worten" zu unterstützen. Sie müssten handeln, um die Al-Aksa-Moschee und Palästina zu schützen, forderte Cavusoglu, dessen Land derzeit den OIC-Vorsitz innehat.
Israel hatte an den Zugängen zur Al-Aksa-Moschee und dem Felsendom Metalldetektoren und Sicherheitskameras aufgestellt, nachdem dort zwei Polizisten ermordet worden waren. Dies hatte heftige Proteste der Palästinenser provoziert, bei denen mehrere Menschen getötet wurde. Auch muslimische Staaten übten scharfe Kritik an den neuen Maßnahmen.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan, der sich oft als Verteidiger der Palästinenser präsentiert, wandte sich in harschen Worten gegen die verschärften Sicherheitsmaßnahmen. In Istanbul organisierte eine islamistische Partei vergangene Woche zudem eine Großkundgebung zur Unterstützung der Palästinenser.
Israel nahm die Maßnahmen schließlich wieder zurück, doch bleibt die Lage in Jerusalem angespannt. Der palästinensische Außenminister Rijad al-Malki sprach bei dem Treffen in Istanbul von einem "kleinen Sieg in der langen Schlacht für die Freiheit". Zugleich warf er Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu vor, den Status quo am Tempelberg verändern zu wollen.
Gemäß dem Status quo dürfen Muslime Tag und Nacht zur Al-Aksa-Moschee zum Beten, während Juden nur zu bestimmten Zeiten auf den Tempelberg dürfen. Bei den Palästinensern gibt es seit langem Befürchtungen, dass Israel die Situation an dem Komplex verändern will, der auch den Juden als Ort des zweiten jüdischen Tempels heilig ist.
Die OIC-Staaten warfen Israel vor, "weder an Frieden noch an einer Zwei-Staaten-Lösung" interessiert zu sein, und mit seinem Verhalten den Frieden zu gefährden. An dem Treffen in Istanbul nahmen auch der iranische Außenminister Mohammed Dschawad Sarif und sein saudiarabischer Kollege Abdel al-Dschubeir teil, deren Länder in offener Fehde liegen. (U.Beriyev--DTZ)