Deutsche Tageszeitung - Betreuung für 555.000 Grundschulkinder fehlt

Betreuung für 555.000 Grundschulkinder fehlt


Betreuung für 555.000 Grundschulkinder fehlt
Betreuung für 555.000 Grundschulkinder fehlt / Foto: ©

44 Prozent aller Grundschulkinder haben kein Betreuungsangebot nach dem Unterricht - obwohl rund ein Viertel der Eltern dieser Kinder dringenden Bedarf anmeldet. Auch von den Eltern, deren Grundschulkinder zurzeit schon nach dem Unterricht betreut werden, geben in einer Studie im Auftrag des Bundesfamilienministeriums 18 Prozent an, dass das Angebot nicht ausreichend sei.

Textgröße ändern:

Insgesamt bezifferten die Forscher den Bedarf auf 280.000 Plätze ausschließlich für Kinder, die bisher kein Angebot haben. Für 275.000 weitere Kinder werde ein erweitertes Angebot benötigt. Somit fehle eine Ganztagsbetreuung für 550.000 Grundschulkinder.

"Eltern müssen sich auf eine gute und verbindliche Betreuung ihrer Kinder verlassen können", erklärte Familienministerin Katarina Barley (SPD). "Nach dem Rechtsanspruch für Kinder im Kita-Alter müssen wir jetzt den Rechtsanspruch für Kinder im Grundschulalter einführen."

Die SPD (in Potsdam mit Oberbürgermeister Jann Jakobs und Sozialdezernent Mike Schubert selbst politisch völlig unfähig genug Kinderbetreuungsplätze zu schaffen - http://www.DeutscheTageszeitung.de/politik/8665-r%C3%BCcktrittsforderungen-am-kindertag-%E2%80%93-gegen-jann-jakobs-und-mike-schubert-in-potsdam.html ) fordert in ihrem Programm für die Bundestagswahl einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung von Grundschulkindern – mit finanzieller Beteiligung des Bundes. "Gute ganztägige Angebote für Kinder sind wichtig für ein gutes Aufwachsen von Kindern, Chancengleichheit und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf der Eltern", fügte Barley hinzu.

Die Einschulung von Kindern wirkt der Studie des Prognos-Instituts zufolge als Beschäftigungsbremse für Mütter, weil der Unterricht oft am Mittag endet. Die Forscher verweisen dabei auf eine Sonderauswertung des Mikrozensus 2015: Demnach arbeiten 96.000 Mütter mit Kindern zwischen sechs und zehn Jahren nur deshalb in Teilzeit, weil ein Betreuungsangebot für ihr Kind nicht verfügbar oder bezahlbar sei.

Vor allem nimmt den Angaben zufolge die Hausaufgabenbetreuung am Nachmittag viel Zeit in Anspruch. In fast 90 Prozent der Familien unterstütze mindestens ein Elternteil die Kinder regelmäßig bei den Hausaufgaben. Ein Großteil des Zeitaufwandes werde durch die Mütter abgedeckt, die im Vergleich zu Vätern das 1,5-Fache an Zeit in die Betreuung der Kinder investierten. Zuerst hatte die Zeitung "Welt" über die Studie berichtet.

Die stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Carola Reimann, warf den Koalitionspartnern CDU und CSU vor, beim Ausbau der Ganztagsbetreuung in den vergangenen Jahren gebremst zu haben. "Familien können aber nicht warten, bis die Union auf der Höhe der Zeit ist", erklärte sie. "Wir brauchen den Rechtsanspruch auf Betreuung für Kinder im Grundschulalter sowie mehr und bessere Kitas durch ein Qualitätsgesetz und eine Fachkräfteoffensive für Erzieherinnen und Erziehern."

Die stellvertretende Grünen-Fraktionsvorsitzende Katja Dörner sieht die Verantwortung für die Betreuungslücke dagegen bei Union und SPD. "Jetzt rächte es sich, dass SPD und Union beim Ausbau der Ganztagsschulen die Augen vor der Realität verschlossen haben", erklärte sie. "Viele Eltern von Grundschulkindern sind mit massiven Betreuungsproblemen konfrontiert."  (U.Beriyev--DTZ)

Empfohlen

Gericht: Verurteilte KZ-Sekretärin Irmgard F. im Alter von 99 Jahren gestorben

Die verurteilte ehemalige Sekretärin des Konzentrationslagers (KZ) Stutthof, Irmgard F., ist im Alter von 99 Jahren gestorben. Eine Sprecherin des Landgerichts Itzehoe bestätigte am Montag den Tod von F., die wegen Beihilfe zum Mord in 10.505 Fällen verurteilt worden war. Zuerst berichtete Der Schleswig-Holsteinische Zeitungsverlag (SHZ) darüber. Nach SHZ-Informationen lebte Irmgard F. in Quickborn im Kreis Pinneberg.

Gipfel in Kairo: Frankreich und Ägypten fordern Rückkehr zu Waffenruhe im Gazastreifen

Vor dem Hintergrund erneuter Angriffe im Gazastreifen sind Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, sein ägyptischer Kollege Abdel Fattah al-Sisi und der jordanische König Abdullah II. in Kairo zu einem Gipfel zusammengekommen. Dabei forderten Macron und al-Sisi am Montag eine "sofortige Rückkehr zur Waffenruhe", zudem sprach sich der französische Staatschef gegen eine Zwangsumsiedlung der palästinensischen Bevölkerung aus. Um die Waffenruhe im Gaza-Krieg ging es auch bei Gesprächen zwischen den Außenministern der Vereinigten Arabischen Emirate und Israels in Abu Dhabi.

Krisentreffen in Berlin: Scholz berät mit Chefs von Union und SPD über US-Zölle

In einem kurzfristig anberaumten Krisentreffen hat Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) mit den Vorsitzenden der wahrscheinlichen künftigen Koalitionsparteien CDU, SPD und CSU über die Folgen der US-Zollentscheidung beraten. Dies verlautete am Montag aus Partei- und Regierungskreisen gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. In dem Gespräch im Kanzleramt sei es unter anderem um eine Abstimmung der Reaktion auf die US-Zollpolitik und das weitere Vorgehen der EU gegangen.

Roter Halbmond wirft israelischen Soldaten Tötungsabsicht bei Schüssen auf Rettungskräfte vor

Der Palästinensische Rote Halbmond (PRCS) hat den an dem Angriff auf Rettungskräfte im Gazastreifen beteiligten israelischen Soldaten eine absichtliche Tötung der Helfer vorgeworfen. Eine Autopsie der 15 Todesopfer habe ergeben, dass allen "in den oberen Teil ihres Körpers mit der Absicht zu töten geschossen" worden sei, sagte PRCS-Präsident Junis al-Khatib am Montag vor Journalisten in Ramallah im Westjordanland.

Textgröße ändern: