Weißes Haus: Trumps Kommunikationschef beschimpft Kollegen
Vulgäre Ausfälle im Weißen Haus: Mit Schmähungen gegen hochrangige Mitarbeiter von US-Präsident Donald Trump ist dessen neuer Kommunikationschef Anthony Scaramucci angeeckt. US-Medien veröffentlichten am heutigen Freitag (28.07.2017) die Mitschrift eines Telefonats, in dem Scaramucci Trumps Stabschef Reince Priebus und Chefstrategen Steve Bannon mit unflätigen Pöbeleien überzieht - und das nach erst einer Woche im Amt.
In dem Telefonat mit einem Reporter sagte Scaramucci demnach, Priebus sei "ein verdammt paranoider Schizophrener". Zugleich polterte er, anders als Chefstratege Bannon verfolge er nicht nur seine eigenen Interessen: "Ich bin nicht Steve Bannon, ich versuche nicht, meinen eigenen Schwanz zu lutschen", zitierte die Zeitschrift Scaramucci. "Ich bin hier, um meinem Land zu dienen."
Scaramucci warf Stabschef Priebus das Durchstechen vertraulicher Informationen an die Presse vor und äußerte die Einschätzung, dass dieser bald zurücktreten werde. Zudem drohte er erneut damit, alle Mitarbeiter der Kommunikationsabteilung herauszuwerfen, die nicht mit seinem Kurs einverstanden seien.
Der Kommunikationschef räumte auf dem Kurzbotschaftendienst Twitter ein: "Ich benutze manchmal anzügliche Ausdrücke." Zugleich betonte er: "Ich werde mich künftig zurückhalten." Später legte er in einem Tweet nach und schob die Schuld für das Bekanntwerden seiner verbalen Entgleisungen dem Journalisten zu: "Ich habe einen Fehler gemacht, als ich einem Reporter vertraute. Das wird nicht nochmal passieren."
Trumps Sprecherin Sarah Huckabee Sanders zeigte sich bemüht, den Vorfall herunterzuspielen. Scaramucci habe in dem Gespräch mit dem "New Yorker" einige "schlüpfrige" Wörter benutzt, sagte sie und fügte hinzu: "Ich glaube nicht, dass er es wieder tun wird."
Auslöser für die Tirade des neuen Kommunikationschefs war ein Tweet des Zeitschriften-Reporters Ryan Lizza. Darin berichtet dieser unter Berufung auf einen "hochrangigen Mitarbeiter des Weißen Hauses" über ein Abendessen mit Trump, seiner Frau Melania und führenden Vertretern des konservativen Fernsehsenders Fox News, der als Sprachrohr des US-Präsidenten gilt.
Lizza schreibt hierzu, deswegen habe Scaramucci ihn wütend angerufen und ihn gefragt, wer ihm diese vertrauliche Information gegeben habe. Als der Journalist ihn auf den Quellenschutz verwiesen habe, seien bei Scaramucci alle Sicherungen durchgebrannt: "Ich werde alle aus der Kommunikationsabteilung herausschmeißen und neu anfangen", habe Trumps Berater gedroht.
Scaramucci hatte sein neues Amt als Leiter des Medienstabs im Weißen Haus vor einer Woche angetreten. Bereits wenige Tage später drohte er wegen angeblich zu vieler undichter Stellen mit Entlassungen. Er werde "drastische Maßnahmen" ergreifen, um nicht-autorisierte Gespräche von Mitarbeitern mit Journalisten zu unterbinden, sagte er in einem TV-Interview.
Der Hedgefonds-Manager, TV-Kommentator und Buchautor hatte angekündigt, Trumps Politik "aggressiver" zu kommunizieren und seine Leistungen besser herauszustellen. Der Präsident ist in der Russland-Affäre schwer in Bedrängnis geraten.
Aus Protest gegen Scaramuccis Ernennung war Trumps Pressesprecher Sean Spicer zurückgetreten, der in den vergangenen Monaten mit diversen Patzern für Aufsehen gesorgt hatte.
Derweil machte US-Justizminister Jeff Sessions deutlich, dass er trotz "schmerzlicher" Kritik von Trump im Amt bleiben wolle. Dem Sender "Fox News" sagte er während eines Besuchs in El Salvador, der Präsident sei ein "starker Anführer" und habe das überwältigende Verlangen, dass "wir alle unsere Jobs erledigen". Trump hatte Sessions, der sich in der Affäre um dubiose Russland-Kontakte von Trumps Wahlkampfteam für befangen erklärt und sich aus den entsprechenden Ermittlungen zurückgezogen hatte, mit öffentlichen Äußerungen zunehmend in die Enge getrieben. Trump bezeichnete ihn sogar als "angeschlagen". (U.Stolizkaya--DTZ)