Deutsche Tageszeitung - Ostbeauftragte Gleicke distanziert sich von Rechtsextremismus-Studie

Ostbeauftragte Gleicke distanziert sich von Rechtsextremismus-Studie


Ostbeauftragte Gleicke distanziert sich von Rechtsextremismus-Studie
Ostbeauftragte Gleicke distanziert sich von Rechtsextremismus-Studie / Foto: ©

Die Ostbeauftragte der Bundesregierung, Iris Gleicke (SPD), hat sich von einer von ihrem Haus in Auftrag gegebenen Studie zum Rechtsextremismus in Ostdeutschland offiziell distanziert. Die Parlamentarische Staatssekretärin begründete dies in einem Schreiben an die Autoren des Instituts für Demokratieforschung an der Universität Göttingen mit Fehlern und einem "Mangel an Sorgfalt", wie Deutsche Tageszeitung am heutigen Donnerstag (27.07.2017) erfuhr.

Textgröße ändern:

Bereits kurz nach Veröffentlichung der Studie, die mögliche Ursachen von Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit in Ostdeutschland auf regionaler Ebene untersuchen sollte, war den Wissenschaftlern vorgeworfen worden, handwerklich unsauber gearbeitet zu haben. Kritisiert wurden Flüchtigkeitsfehler bei der Anonymisierung einzelner Gesprächspartner. Gleicke hatte die Autoren zunächst noch in Schutz genommen.

Mit "Verwunderung" habe sie nun zur Kenntnis genommen, dass das Göttinger Institut dem Ministerium ohne nähere Erläuterungen neue Studienfassungen übermittelt habe, zitierte die "Sächsische Zeitung" aus dem Schreiben Gleickes. Unter anderem seien in einem Fall offensichtlich nicht belegbare bloße Aussagen eines anonymen Akteurs als Tatsachen dargestellt worden. Dies sei "mit den Grundsätzen wissenschaftlichen Arbeitens nicht zu vereinbaren und zum anderen ein klarer Beleg für eine schlicht nicht hinnehmbare Schlamperei".

"Hieraus kann ich nur die Konsequenz ziehen, mich hiermit in aller Form von der Studie zu distanzieren", schrieb Gleicke demnach weiter. Die Studie habe "ihre Glaubwürdigkeit eingebüßt".

Schwerpunkt der im Mai veröffentlichten Untersuchung waren Heidenau, Freital und Erfurt. Die Autoren waren darin zu dem Schluss gekommen, dass rechtsextremes Gedankengut in Ostdeutschland auf besonders fruchtbaren Boden falle. Rechtsextremismus sei zwar "nicht ausschließlich" ein ostdeutsches Problem. Er werde aber befördert durch regionale Besonderheiten, "die in Ostdeutschland stärker ausgeprägt sind".

Dazu zählte das Göttinger Institut für Demokratieforschung unter anderem die Sozialisierung in der DDR, ein weit verbreitetes "Gefühl der kollektiven Benachteiligung", fehlende Erfahrungen mit Ausländern und auch mangelnde politische Bildung.

Gleicke kündigte dem Bericht zufolge an, die Möglichkeit der Rückerstattung bislang ausgezahlter Mittel prüfen zu lassen. Die Kosten der Studie belaufen sich nach früheren Angaben aus dem Bundeswirtschaftsministerium auf rund 129.400 Euro.  (S.A.Dudajev--DTZ)

Empfohlen

CSU will Eigenheim-Erwerb für junge Familien erleichtern

Die CSU will Familien stärker beim Erwerb eines Eigenheims unterstützen. Beim erstmaligen Kauf einer selbst genutzten Immobilie sollen hohe Freibeträge bei der Grunderwerbsteuer von 250.000 Euro pro Erwachsenem und 150.000 Euro pro Kind gelten - dies sieht ein Beschlusspapier für die Klausurtagung der CSU-Landesgruppe im Kloster Seen vor, aus dem die "Rheinische Post" am Montag zitierte.

Nach Anschlag auf Weihnachtsmarkt in Magdeburg: Sechstes Todesopfer

Nach dem Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt ist die Zahl der Todesopfer auf sechs gestiegen. Eine 52-jährige Frau erlag im Krankenhaus ihren Verletzungen, wie das Landeskriminalamt Sachsen-Anhalt und ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft Naumburg am Montag mitteilten. Bei dem Anschlag kurz vor Weihnachten war ein 50-Jähriger mit einem Auto über den Weihnachtsmarkt gerast und hatte viele Besucherinnen und Besucher erfasst.

CSU will Eigenheim-Erwarb für junge Familien erleichtern

Die CSU will Familien stärker beim Erwerb eines Eigenheims unterstützen. Beim erstmaligen Kauf einer selbst genutzten Immobilie sollen hohe Freibeträge bei der Grunderwerbsteuer von 250.000 Euro pro Erwachsenem und 150.000 Euro pro Kind gelten - dies sieht ein Beschlusspapier für die Klausurtagung der CSU-Landesgruppe im Kloster Seen vor, aus dem die "Rheinische Post" am Montag zitierte.

Rückkehr von Syrern: Caritas-Präsidentin warnt im Wahlkampf vor Populismus

Angesichts der Debatte um die Zukunft der Syrer in Deutschland hat Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa vor Populismus im Bundestagswahlkampf gewarnt. "Die populistische Verschärfung der Remigrations-Tonalität im Wahlkampf schürt falsche Vorurteile", sagte Welskop-Deffaa dem "Tagesspiegel" vom Montag. Dies beschädige "nachhaltig die Grundlagen einer Willkommenskultur für ausländische Fachkräfte." Sie seien insbesondere in Gesundheits- und Sozialberufen eine große Hilfe.

Textgröße ändern: