Deutsche Tageszeitung - Literatur-Nobelpreis 2023 geht an den norwegischen Dramatiker Jon Fosse

Literatur-Nobelpreis 2023 geht an den norwegischen Dramatiker Jon Fosse


Literatur-Nobelpreis 2023 geht an den norwegischen Dramatiker Jon Fosse
Literatur-Nobelpreis 2023 geht an den norwegischen Dramatiker Jon Fosse / Foto: © TT NEWS AGENCY/AFP/Archiv

Seine Stücke werden in aller Welt aufgeführt, nun verleiht der Literatur-Nobelpreis dem Norweger Jon Fosse noch größere Bekanntheit. Die Schwedische Akademie erklärte am Donnerstag in Stockholm, der 64-Jährige sei "einer der meistgespielten Dramatiker weltweit". Mit dem Literatur-Nobelpreis werde er "für seine innovativen Stücke und Prosa" geehrt, die "dem Unsagbaren eine Stimme geben". Fosse reagierte auf die Ehrung "überwältigt und dankbar".

Textgröße ändern:

Die Jury hob hervor, das "immense Werk" von Fosse umfasse eine Vielzahl an Genres, darunter Romane, Gedichtsammlungen und Kinderbücher. Für sein aus der Sicht eines Vierjährigen geschriebenes Kinderbuch "Söster" wurde er 2007 mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet. Fosses Werke wurden bereits in etwa 50 Sprachen übersetzt.

Debütiert hatte der aus einer streng-protestantischen Familie stammende Fosse nach seinem Literatur-Studium 1983 mit "Rot, schwarz", einem Roman mit vielen Zeitsprüngen und Perspektivwechseln. Als Bühnenautor fand Fosse ab Mitte der 1990er Jahre mit Stücken wie "Und trennen werden wir uns nie" internationale Anerkennung.

Seine Kammerspiele, die sich um Themen wie Einsamkeit und Eifersucht drehen, wurden nach Angaben seines norwegischen Verlegers Samlaget weltweit bereits mehr als tausend Mal aufgeführt, unter anderem in London, Paris und St. Petersburg. Die Uraufführung seines Stücks "Heiß" über eine Dreiecksbeziehung fand 2005 am Deutschen Theater in Berlin statt.

Wegen seines Erfolgs wird Fosse gern mit seinem berühmten Landsmann, dem Dramatiker Henrik Ibsen, verglichen. 2010 wurde er mit dem renommierten Internationalen Ibsen-Preis ausgezeichnet.

Fosses Werke sind minimalistisch und sprachlich schlicht. Ihre Botschaft übermitteln sie durch Rhythmus, Sprachmelodie, aber auch Stille. Wie in seinem wichtigen Romanwerk "Melancholia I & II" von 1995 und 1996 ist Fosses Oeuvre von Schwermut und tragischen Figuren geprägt.

2019 begann Fosse mit der Veröffentlichung seines teils autobiografischen Opus Magnum "Septologien". Die auf drei Bände verteilten sieben Teile handeln von einem Mann, der einer anderen Version seiner Selbst begegnet. Der dritte Band kam vergangenes Jahr in die engere Auswahl für den International Booker Prize.

Fosse hat drei Mal geheiratet und sechs Kinder. Nach einer Lebenskrise und einer Alkoholvergiftung gab der Schriftsteller das Trinken vor einigen Jahren auf. Vor rund zehn Jahren trat er zum Katholizismus über.

Vergangenes Jahr war der Literatur-Nobelpreis an die französische Schriftstellerin Annie Ernaux gegangen. Fosse wurde seit Jahren immer wieder als Kandidat für die Auszeichnung gehandelt - und reagierte entsprechend. "Ich war überrascht und auch wieder nicht", sagte er dem norwegischen Sender NRK.

Da er seit zehn Jahren immer wieder als Anwärter genannt worden sei, habe er sich "mehr oder weniger vorsichtig darauf vorbereitet, dass das passieren kann". "Aber glauben Sie mir, ich habe nicht erwartet, den Preis heute zu bekommen", versicherte Fosse.

Der Schwedischen Akademie wurde lange Zeit vorgeworfen, dass sie den Literatur-Nobelpreis überdurchschnittlich oft weißen männlichen Autoren aus dem Westen verleiht. 2018 geriet die Akademie zudem durch einen Missbrauchsskandal in eine tiefe Krise. Im folgenden Jahr sorgte sie mit der Entscheidung für Kontroversen, den Preis dem österreichischen Schriftsteller Peter Handke zuzusprechen - trotz dessen Unterstützung für den früheren serbischen Präsidenten Slobodan Milosevic.

Der Nobelpreis ist mit elf Millionen schwedischen Kronen (rund 920.000 Euro) dotiert. Die Vergabe findet am 10. Dezember, dem Todestag des Preisstifters Alfred Nobel, in Stockholm statt.

In den vergangenen drei Tagen hatte die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften bereits die Träger der Nobelpreise in den Wissenschaftskategorien verkündet. Dabei waren am Mittwoch durch eine Panne die Namen der diesjährigen Chemie-Nobelpreisträger, Moungi Bawendi, Louis Brus und Alexei Ekimov, schon Stunden vor ihrer offiziellen Verkündung an schwedische Medien durch gesickert.

(M.Travkina--DTZ)

Empfohlen

An Wand geklebte Banane bei Auktion in New York für 6,2 Millionen Dollar versteigert

Eine mit Klebeband an einer Wand befestigte Banane ist bei einer Auktion in New York am Mittwoch für 6,2 Millionen Dollar versteigert worden. Der Kryptowährungsunternehmer Justin Sun sei der neue Besitzer des umgerechnet rund 5,88 Millionen Euro teuren Werks "Comedian" des Italieners Maurizio Cattelan, erklärte das Auktionshaus Sotheby's. Bei der Auktion war ein Richtpreis von einer bis 1,5 Millionen Dollar ausgegeben worden, vor fünf Jahren hatte das Werk noch für 120.000 Dollar zum Verkauf gestanden.

Trauerfeier für One-Direction-Sänger Payne in England

Fünf Wochen nach dem Tod von One-Direction-Star Liam Payne bei einem Balkon-Sturz in Argentinien haben Familienmitglieder und Freunde in Großbritannien Abschied von dem Sänger genommen. An der Trauerfeier in Amersham in Südengland nahmen am Mittwoch auch Paynes frühere Bandkollegen Harry Styles, Niall Horan, Zayn Malik und Louis Tomlinson teil.

Smartphone- und Autohersteller Xiaomi steigert Quartalsumsatz um 30 Prozent

Der chinesische Elektronikkonzern Xiaomi hat seine Umsätze auch dank seines neuen Geschäfts mit E-Autos kräftig gesteigert. Im Sommerquartal von Juli bis September wuchs der Umsatz um 30,5 Prozent auf 92,5 Milliarden Yuan (rund zwölf Milliarden Euro), wie Xiaomi am Montag mitteilte. Der Umsatz mit Smartphones kletterte dabei um knapp 14 Prozent. Der Konzern verdiente in den drei Monaten unter dem Strich umgerechnet rund 692 Millionen Euro.

US-Musiklegende Quincy Jones posthum mit Ehren-Oscar ausgezeichnet

Der vor zwei Wochen verstorbene US-Musiker, Produzent und Komponist Quincy Jones ist posthum mit einem Ehren-Oscar für sein Lebenswerk ausgezeichnet worden. Seine Tochter, die Schauspielerin Rashida Jones, nahm den Ehren-Oscar am Sonntag bei einer Gala in Hollywood entgegen. Der Titan der US-Musikindustrie war am 3. November im Alter von 91 Jahren gestorben.

Textgröße ändern: