Zweifache britische Oscar-Preisträgerin Glenda Jackson mit 87 Jahren gestorben
Die britische Schauspielerin Glenda Jackson ist tot. Die zweifache Oscar-Preisträgerin und spätere Politikerin sei am Morgen nach "kurzer Krankheit" im Kreis ihrer Familie bei sich zuhause im Londoner Stadtteil Blackheath "sanft entschlafen", teilte ihr Agent Lionel Larner am Donnerstag mit. Jackson wurde 87 Jahre alt.
Glenda Jackson wurde am 9. Mai 1936 in Birkenhead bei Liverpool als Tochter eines Maurers und einer Haushaltshilfe geboren. Sie arbeitete zunächst als Verkäuferin in einer Drogeriekette und schloss sich gleichzeitig einer Laienspielgruppe an. Mit 18 Jahren schaffte sie es mit Hilfe eines Stipendiums an die renommierte Royal Academy of Dramatic Art in London.
Sie arbeitete sich von Repertoire-Theatern in der Provinz zum Ensemblemitglied der Royal Shakespeare Company hoch. Dort wurde Regisseur Peter Brook auf sie aufmerksam; für ihn übernahm sie 1963 die Rolle der Ophelia in seiner Hamlet-Inszenierung, womit eine glänzende Bühnenkarriere begann.
Neben ihren Bühnenauftritten waren es aber vor allem Hollywoodfilme, die Glenda Jackson zum Weltstar machten. 1971 erhielt sie ihren ersten Oscar für ihre Hauptrolle in Ken Russels Film "Women in Love" (Liebende Frauen). Drei Jahre später wurde sie erneut mit dem Oscar für die beste weibliche Hauptrolle in Melvin Franks romantischer Komödie "A Touch of Class" ("Mann, bist du Klasse") ausgezeichnet.
Nach 35-jähriger Bühnen- und Filmkarriere wechselt Jackson in die Politik. Zu dem Schritt entschloss sie sich nach eigenen Angaben aus Protest gegen die Politik der konservativen Premierministerin Margaret Thatcher, der Jackson die Zerstörung des Sozialstaats und des Zusammenhalts der Gesellschaft vorwarf. Bei den Wahlen 1992 schaffte sie es als Abgeordnete für Labour ins Unterhaus. Ihren Wahlkreis im Nordlondoner Bezirk Hampstead/Highgate behielt sie bis 2015.
1997 setzte sich Jackson für die Wahl von Tony Blair zum Regierungschef ein. Nach dem Wahlsieg von Labour ernannte Blair sie zu seiner Staatssekretärin im Verkehrsministerium, ein Amt, das sie zwei Jahre später bei einer Kabinettsumbildung wieder abgab. Im Zuge des Irak-Kriegs 2003 wurde sie zu einer scharfen innerparteilichen Kritikerin Blairs.
2016 kehrte Jackson nach 23 Jahren in der Rolle des "King Lear" wieder auf die Londoner Bühne zurück. Mit 82 Jahren erhielt sie zwei Jahre später ihren ersten Tony, den Oscar für das Theater, für ihre Hauptrolle in dem Broadway-Stück "Three Tall Women".
Im hohen Alter fand Jackson auch zum Film zurück. Nach Angaben ihres Agenten hatte sie erst kürzlich die Dreharbeiten zu "The Great Escaper" mit Michael Caine abgeschlossen. In dem auf einer wahren Geschichte beruhenden Film geht es um die Flucht eines britischen Weltkriegsveteranen aus seinem Pflegeheim, um an einer Gedenkfeier zum 70. Jahrestag der Landung der Alliierten im Juni 1944 in der Normandie teilzunehmen.
Blairs früherer Pressechef Alastair Campbell würdigte Glenda Jackson als "eine der besten Schauspielerinnen unserer Zeit". "Manchmal hatte ich das Gefühl, dass ihr der Übergang in die Politik schwerer fiel, als sie erwartet hatte", erklärte er auf Twitter. "Aber was für ein großartiges, erfülltes Leben".
Jackson war 1958 bis 1976 mit dem Schauspieler Roy Hodges verheiratet. Ihr gemeinsamer Sohn David ist Journalist und schreibt für mehrere Zeitungen Leitartikel. 1978 wurde Jackson von der damaligen Queen Elizabeth II. für ihre Verdienste zum Commander of the British Empire ernannt.
(N.Loginovsky--DTZ)