Deutsche Tageszeitung - "Ich bin nicht gegen Impfungen": Trumps Ministerkandidat Kennedy im Senat hart befragt

"Ich bin nicht gegen Impfungen": Trumps Ministerkandidat Kennedy im Senat hart befragt


"Ich bin nicht gegen Impfungen": Trumps Ministerkandidat Kennedy im Senat hart befragt
"Ich bin nicht gegen Impfungen": Trumps Ministerkandidat Kennedy im Senat hart befragt / Foto: © AFP

Der hochumstrittene Kandidat von US-Präsident Donald Trump für den Posten des Gesundheitsministers, Robert F. Kennedy Jr., hat in seiner Senatsanhörung entschieden bestritten, ein Impfgegner zu sein. "Ich bin nicht gegen Impfungen", sagte Kennedy am Mittwoch in der Kongresskammer. Der Spross der legendären Kennedy-Dynastie wurde von Senatoren der oppositionellen Demokraten allerdings mit seinen früheren, teils abstrusen Behauptungen über angebliche Gefahren durch Impfstoffe und über andere medizinische Themen konfrontiert.

Textgröße ändern:

Impfungen spielten seiner Auffassung nach "eine wesentliche Rolle in der Gesundheitsversorgung", beteuerte der 71-Jährige jedoch. Kennedy hob auch hervor, dass alle seine Kinder geimpft seien. Früher hatte Kennedy aber ständig vor Gesundheitsgefahren durch zugelassene Impfstoffe gewarnt oder deren Wirksamkeit bestritten.

So hatte er fälschlicherweise behauptet, dass Impfungen den tödlichen Verlauf einer Grippe-Erkrankung nicht verhindern könnten. Er hatte auch eine Verbindung zwischen Impfungen und Autismus hergestellt und die Corona-Impfungen als "die tödlichsten jemals hergestellten" bezeichnet. In den vergangenen Monaten hatte Kennedy dann seine kritische Position zu Impfungen bereits abgemildert.

In der Anhörung durch den Finanzausschuss hielten demokratische Senatoren ihm aber seine einstigen wissenschaftsfernen Behauptungen über Impfungen und Krankheiten in scharfer Form entgegen. Kennedy habe sich "Verschwörungstheorien zu eigen gemacht", sich mit "Quacksalbern und Scharlatanen" verbündet und es "zu seinem Lebenswerk gemacht, Zweifel zu säen und Eltern davon abzubringen, ihren Kindern lebensrettende Impfungen zu besorgen", sagte der Senator Ron Wyden.

Die Anhörung wurde auch mehrfach von lautstarken Anti-Kennedy-Demonstranten im Publikum unterbrochen, die ihm Lügen vorwarfen. Eine Demonstrantin hielt ein Schild hoch, auf dem stand: "Impfungen retten Leben".

Als seine Prioritäten nannte Kennedy unter anderem, gegen die weite Verbreitung chronischer Erkrankungen und der Fettleibigkeit in der US-Bevölkerung vorzugehen. Auch sagte er, dass Trump ihn damit beauftragt habe, die Sicherheit der Abtreibungspille Mifepriston zu untersuchen. Der Präsident habe sich aber noch nicht festgelegt, welche Regularien er für die Pille wolle.

Abtreibungsgegner in den USA streben schon seit langem danach, dass der Zugang zu dem in Deutschland unter dem Namen Mifegyne verbreiteten Präparat eingeschränkt wird. Mifepriston wird in den USA bei den meisten Schwangerschaftsabbrüchen eingesetzt.

Als Gesundheitsminister würde Kennedy einer Behörde mit mehr als 80.000 Beschäftigten und einem Haushalt von 1,7 Billionen Dollar (1,63 Billionen Euro) vorstehen - und das Amt zu einer Zeit übernehmen, in der Wissenschaftler vor einem zunehmenden Übertragung der Vogelgrippe auf Menschen und einer möglicherweise daraus resultierenden Pandemie warnen.

Kennedy gehört zu den umstrittensten Kandidaten, die Trump für sein Regierungsteam nominiert hat. So hatten sich im Dezember 77 Nobelpreisträger in einem offenen Brief gegen seine Ernennung gewandt. Seine Übernahme des Gesundheitsministeriums würde "die Gesundheit der Bevölkerung gefährden", warnten sie.

Um Gesundheitsminister zu werden, bedarf Kennedy der Zustimmung des Senats. Trumps Republikaner haben in der Kongresskammer nur eine knappe Mehrheit, so dass nur wenige Abweichler seine Nominierung kippen könnten. Allerdings hatte der Senat vor einigen Tagen bereits mit hauchdünner Mehrheit die Nominierung des nicht weniger umstrittenen Verteidigungsministers Pete Hegseth abgesegnet.

Früher war Kennedy ein angesehener Anwalt für Umweltrecht, bevor er dann zunehmend durch seine Verschwörungserzählungen und andere abstruse Geschichten für Aufmerksamkeit sorgte. So wurde bekannt, dass er Ärzten erzählt hatte, ein Parasit fresse sich durch sein Gehirn. Und er erzählte in einem Video, dass er einmal einen toten Bären im New Yorker Central Park deponiert habe.

Der häufig kurz "RFK Jr." genannte Ministerkandidat ist der Neffe des 1963 bei einem Attentat ermordeten Präsidenten John F. Kennedy und der Sohn des früheren Justizministers und Präsidentschaftsbewerbers Robert F. Kennedy, der 1968 erschossen wurde. Wie sein Vater und sein Onkel war auch "RFK jr." früher Demokrat. Im vergangenen Jahr trat er dann als unabhängiger Präsidentschaftskandidat an, bevor er seine Kandidatur aufgab und sich auf die Seite des Rechtspopulisten Trump schlug.

(W.Novokshonov--DTZ)

Empfohlen

Prämie für eingefangene Mücken: Philippinen kämpfen gegen Denguefieber

Im Kampf gegen das Denguefieber setzen die Philippinen nun auch auf die Mückenfänger-Qualitäten ihrer Bürger. In der Hauptstadt Manila standen die Menschen am Mittwoch Schlange, um sich eine Prämie für eingefangene Mücken abzuholen: ein Peso (knapp zwei Cent) für fünf Tierchen - egal ob tot oder lebendig.

Antibiotikaverbrauch in Deutschland nimmt nach Coronadelle wieder zu

Der Antibiotikaverbrauch in Deutschland nimmt wieder zu. Einer Auswertung des Wissenschaftlichen Instituts der Krankenkasse AOK zufolge stieg das Verordnungsvolumen in der gesetzlichen Krankenversicherung im Jahr 2023 kräftig auf etwa 36,1 Millionen Packungen und lag erstmals wieder über dem Niveau vor der Coronapandemie. Trotz insgesamt steigenden Antibiotikaeinsatzes sei die Zahl der Verordnungen sogenannter Reserveantibiotika aber weiterhin relativ stabil geblieben, erklärte das AOK-Institut am Mittwoch in Berlin weiter.

Linnemann fordert Sozialreform bei Rente, Gesundheit und Pflege nach der Wahl

CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann hat für den Fall eines Wahlsiegs der Union bei der Bundestagswahl eine Reform in der Sozialpolitik angekündigt. Dazu gehörten die Themen Rente, Gesundheit und Pflege, sagte Linnemann dem Nachrichtenportal t-online nach Mitteilung vom Mittwoch. Es brauche nach der Wahl eine Gruppe, die sich diesen Themen widmet. "Ein Kernziel der nächsten Koalition muss es sein, dass die Beiträge nicht weiter steigen. Eigentlich müssen sie wieder sinken", sagte Linnemann.

US-Präsident Trump will Zugang zu In-Vitro-Befruchtungen erleichtern

US-Präsident Donald Trump hat ein Dekret für erleichterten Zugang zu In-Vitro-Befruchtungen (IVF) unterzeichnet. In seinem Anwesen Mar-A-Lago in Florida sagte Trump am Dienstag (Ortszeit) vor Pressevertretern, die Politik müsse es "liebenden und sehnsüchtigen Müttern und Vätern einfacher machen, Kinder zu kriegen". Die Kosten für IVF sollen demnach gesenkt werden. In der Vergangenheit wurde Trump von konservativen Anhängern für seine Position zu IVF kritisiert.

Textgröße ändern: