Krankenkasse: Deutlich mehr Atemwegsinfekte - Dauer und Intensität nimmt aber ab
In den vergangenen beiden Wintern hat es einer Auswertung zufolge deutlich mehr Atemwegsinfekte gegeben. Diese verliefen dafür aber kürzer und weniger intensiv, wie die Techniker Krankenkasse (TK) in einem am Freitag in Hamburg veröffentlichten Infektionsreport zur Lage unter den eigenen Versicherten mitteilte. In den Wintern 2022/23 und 2023/24 fiel demnach im Schnitt fast jeder Fünfte erwerbstätige Versicherte wegen einer Atemwegsinfektion aus.
Im Winter 2021/22, während der Corona-Pandemie, war es nur jeder Neunte. Lag die durchschnittliche Dauer einer Krankschreibung bei Atemwegsinfekten im Winter 2021/22 bei acht Tagen, waren es im Winter 2023/24 nur noch sechs Tage.
"Wir haben mit Coronaviren neben Rhino-, Adeno- und Influenzaviren einen vierten Player, der sich natürlich auf das Infektionsgeschehen auswirkt", erklärte Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der TK. Hinzu komme ein Nachholeffekt bei verschiedenen Atemwegsinfektionen. Dieser habe sich im vergangenen Winter jedoch stabilisiert.
Gesunken sind dafür die Grippe-Impfquoten. Im Coronawinter 2021/22 ließen sich noch 47 Prozent der über 60-Jährigen TK-Versicherten dagegen impfen. In der vergangenen Wintersaison waren es nur noch 42 Prozent. "Von der Zielvorgabe der EU, wonach sich 75 Prozent der älteren Menschen gegen Grippe impfen lassen sollten, sind wir, im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern, meilenweit entfernt", kritisierte Baas. Er warnte vor einer Impfmüdigkeit.
Bei Atemwegsinfektionen bekommen Versicherte wieder mehr Antibiotika verschrieben. Auf 18 Prozent der an Atemwegsinfektionen erkrankten Versicherten traf das im vergangenen Winter zu. Damit wurde fast wieder das Niveau der Vor-Corona-Zeit erreicht. Während der Pandemie war der Wert auf zehn Prozent eingebrochen.
Regional gab es in den vergangenen Wintern eine ungleiche Verteilung von Fiebermitteln und Antibiotika. In einigen Bundesländern legten Apotheken einen viel größeren Vorrat an als in anderen. TK-Chef Baas forderte mehr Transparenz und eine bundesweite Übersicht der Arzneimittellagerbestände. "Dann hätten alle Beteiligten, gerade wenn sich ein Mangel abzeichnet, einen Überblick, wie die Medikamente verteilt sind", fügte er hinzu.
(A.Stefanowych--DTZ)