Deutsche Tageszeitung - Gesetzliche Kassen warnen vor Blockade der Krankenhausreform

Gesetzliche Kassen warnen vor Blockade der Krankenhausreform


Gesetzliche Kassen warnen vor Blockade der Krankenhausreform
Gesetzliche Kassen warnen vor Blockade der Krankenhausreform / Foto: © POOL/AFP/Archiv

Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) hat vor einer Blockade der Krankenhausreform gewarnt. "Die vorliegende Krankenhausreform ist besser als die Fortsetzung des jahrzehntelangen Stillstandes im Krankenhausbereich", sagte Verbandssprecher Florian Lanz am Samstag der Nachrichtenagentur AFP. "Deshalb ist unser Appell an die Politik, dass die Krankenhausreform nun kurz vor Schluss nicht noch unter die Ränder kommt."

Textgröße ändern:

Der Bundesrat befasst sich am kommenden Freitag mit der vom Bundestag bereits beschlossenen Krankenhausreform von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Mehrere Länder haben Widerstand angekündigt. Ruft der Bundesrat den Vermittlungsausschuss an, müsste der Bundestag die Länderkammer mit absoluter Mehrheit überstimmen. Nach dem Bruch der Ampel-Koalition hätte die rot-grüne Minderheitsregierung dafür nicht genügend Stimmen.

CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt kündigte bereits an, dass die Union im Bundestag nicht für die Reform stimmen werde. "Das Gesetz wird so nicht erneut durch den Bundestag kommen", sagte er den Zeitungen der Mediengruppe Bayern (Samstagsausgaben). Es gehöre dann aus seiner Sicht "zu den Trümmern der gescheiterten 'Ampel'".

GKV-Spitzenverbandssprecher Lanz plädierte hingegen dafür, die Reform nun zu beschließen und sie nach der Bundestagswahl nachzubessern. Dann könne der Qualitätsaspekt in der Versorgung stärker betont und "die verfassungswidrige Teilfinanzierung des Krankenhaus-Transformationsfonds aus GKV-Beitragsgeldern" wieder gestrichen werden.

Gesundheitsminister Lauterbach hatte sich am Freitag zuversichtlich gezeigt, das die Reform wie geplant im Januar in Kraft treten könne. Er verwies dabei auf vertrauliche Einzelgespräche mit Vertretern der Länder und warnte vor einem unkontrollierten Kliniksterben, wenn die Reform nicht komme.

Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, hält es für möglich, dass die Reform nach dem Vermittlungsverfahren noch Gesetz wird, befürchtet aber Verzögerungen. Denn Lauterbach wolle "auf dem Verordnungsweg die wichtigsten Details festlegen", erklärte er. "Das rächt sich jetzt. Denn die Zeit wird Karl Lauterbach kaum haben".

Kernstück der Reform ist eine stärkere medizinische Spezialisierung. Vor allem die kleineren Krankenhäuser sollen künftig weniger Leistungen anbieten und sich auf jene Eingriffe beschränken, die sie gut beherrschen. Die Zahl von derzeit rund 1900 Klinikstandorten würde deutlich verringert.

(V.Sørensen--DTZ)

Empfohlen

"Wir verlieren jeden Tag Leben": Lauterbach verteidigt Krankenhausreform

Vor der Abstimmung im Bundesrat am Freitag hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) die geplante Krankenhausreform verteidigt. "Wir verlieren jeden Tag Leben, weil wir nicht genug spezialisiert sind", sagte er am Donnerstag im ARD-"Morgenmagazin". Daher seien Investitionen und auch Schließungen einzelner Kliniken nötig.

Urteil in Maskenstreit von Weimar: BGH bestätigt Bewährungsstrafe gegen Amtsrichter

Am Bundesgerichtshof (BGH) ist am Mittwoch ein langer Rechtsstreit aus der Pandemiezeit zu Ende gegangen. Der zweite Strafsenat in Karlsruhe bestätigte das Urteil gegen einen Amtsrichter aus dem thüringischen Weimar wegen Rechtsbeugung. Christian D. hatte demnach sein Richteramt missbraucht, als er im April 2021 im Eilverfahren an zwei Schulen die Coronaschutzmaßnahmen kippte. (Az. 2 StR 54/24)

Arbeitgeber sehen Eskalation in Tarifstreit für Ärzte an kommunalen Kliniken

Im Tarifstreit der Ärzte an kommunalen Kliniken in Deutschland haben die Arbeitgeber der Gewerkschaft Marburger Bund mit Blick auf die eingeleitete Urabstimmung eine Eskalation vorgeworfen. Statt rational zu schauen, was sinnvoll und machbar sei, werde die Eskalation gesucht, erklärte die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) am Dienstagabend. Die Gewerkschaft hatte zuvor eine Urabstimmung über Arbeitskampfmaßnahmen im kommenden Jahr beschlossen.

Pflegedauer verdoppelt sich im Schnitt - Höhere Kosten erwartet

Menschen in Deutschland sind immer länger pflegebedürftig. In den kommenden Jahren wird sich die durchschnittliche Pflegedauer nahezu verdoppeln, wie aus dem am Montag in Berlin veröffentlichten Pflegereport der Barmer-Krankenversicherung hervorgeht. Zudem wird die Pflege teurer. Wegen der gestiegenen Kosten mahnen die Barmer sowie Sozialverbände Reformen in der Pflege an. Patientenschützer fordern, dass der Staat mit Steuergeld einspringt.

Textgröße ändern: